Rezension

Poetisch, hat mich eingefangen !

Augustas Garten - Andrea Heuser

Augustas Garten
von Andrea Heuser

Bewertet mit 5 Sternen

Augusta ist fünf jahre alt, als ihre Mutter Barbara sich von ihrem Vater trennt und mit ihr zu einem anderen Mann zieht. Doch Barbara erklärt Augusta diesen Umzug nicht, im Gegenteil, sie vertröstet Augusta immer wieder. Auf ihre Fragen : " Wann gehen wir wieder nach Hause ?", antwortet sie nur ausweichend mit "Bald".  Als Augusta klar wird, was das bedeutet, bricht sie aus. An ihrem sechstem Geburtstag macht sie sich alleine auf um nach Hause zu kommen.....

Andrea Heuser hat in ihrem Debütroman eine ergreifende, zu Herzen gehende Geschichte erzählt. Eine Geschichte, die 1975 spielt, aber mit vielen Windungen  zurück. Die Geschichte zeigt eines deutlich: Wie gehen wir mit Kindern um ? Um Barbara zu verstehen werden auch viele Sequenzen aus ihrer Kindheit mit eingebaut. Und auch von Andreas, Augustas Vater, und Eduard, Barbaras neuem Lebensgefährten. Die drei wurden in den 40er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts groß. Diese Rückblenden zeigen, wie anders als heute doch die Erziehung damals war.

Doch Augustas Geschichte ist trotz allem auch heute noch aktuell. Genauso kann es auch anderen Kindern ergehen. Geht es auch anderen Kindern so. Sie werden nicht ernst genommen, nur als "halbe Personen" betrachtet.

Daher haben mir besonders die Passagen gefallen, die aus Augustas kindlicher Sicht geschrieben worden sind. Passagen, die zeigen, wie viele - vielleicht auch gut gemeinte - Aktionen, bei Kindern ankommen, wenn man nicht offen oder ehrlich ist. Wie Versprechungen oder Vertröstungen irgendwann ins Gegenteil umschlagen, wenn man sie nicht einhält. So auch in diesem Fall. Denn Barbaras "Bald" wird für Augusta schlimme Folgen haben.

Andrea Heuser hat es geschafft mich einzufangen. Trotz aller Schwere habe ich das Lesen das Buches genossen. Ihr poetischer Schreibstil hat mich bezaubert. Ein Roman, der unter die Haut geht und der bewirkt, dass man die Welt wieder mehr aus kindlicher Sicht sieht ! Man fühlt beim Lesen mit, man leidet mit und man schließt die Buchdeckel, doch die Geschichte beschäftigt einen noch lange weiter.