Rezension

"Psychologische Spannung" - Wo genau?

Das siebte Kind
von Erik Valeur

Bewertet mit 2 Sternen

In diesem Buch geht es um ein Rätsel, dass mit sieben Kindern in einem Kinderheim beginnt. Ich habe dieses Buch hier in einer Leserunde bekommen und habe mich wirklich gefreut. Allerdings nicht lange... Das Buch ist mehr als langatmig geschrieben. Auf den 800 Seiten gibt es so gut wie keine Handlung und nichts, was die Geschichte irgendwie auflockert. Bei mir kam leider keinerlei Spannung auf, allein schon weil ich gar nichts wusste, worum es denn eigentlich geht - 400 Seiten lang! Das einzig positive, was mir am Buch aufgefallen ist, war der Schreibstil, bzw. die Übersetzung. Es ließ sich wirklich flüssig und angenehm lesen. Die Figuren waren alle sehr sonderbar und mit keiner konnte ich wirklich etwas anfangen. Die meisten hatten wirklich arge Probleme mit dem Leben. Und nebenher waren sie irgendwie alle in Spitzenpositionen - Politik, Fernsehen, Zeitungen. Auf endlos vielen Seiten lernen wir diese Figuren alle besser kennen als wir eigentlich wollten. Dennoch gibt es davon einfach so viele, dass es mir nicht gelingen wollte, sie auseinander zu halten. Sicherlich sind diese nördlichen Namen ungewohnt für deutsche Leser. Dass aber jede Figur dann auch noch einen Vor-, Zweit- und Nachnamen hatte, die in jedweder Kombination oder einzeln benutzt wurden, war ein bisschen unnötig.

Gestört hat mich außerdem die immer wieder auftauchende moralische Frage nach Abtreibung, die von einer Figur im Buch mehr als fanatisch verneint wurde. Das hat in mir einfach nur Wut und Hass ausgelöst, und ich konnte mit dieser Debatte nicht so viel anfangen. Sicherlich spricht allein die Geschichte dieses Buches für Abtreibung. Der Gedanken, dass eine Frau nur dann glücklich und zufrieden sein kann (darf?), wenn sie Kinder hat, hat mich ein bisschen angewidert... Sollte vielleicht so sein, keine Ahnung...

Alles in allem war dies ein Buch, was alle meine Erwartungen enttäuscht hat. Ich mochte das Setting, dieses traditionsreiche Waisenhaus, welches versucht, Kindern, die von ihren Eltern verlassen wurden, ein Zuhause zu geben. Allerdings wusste ich die Hälfte des Buches gar nicht, worum es eigentlich geht. Das ist bei 800 Seiten eine erstaunliche Leistung. Außerdem passiert in dieser Geschichte einfach nix. Es wird erzählt und geredet und gelabert, aber es gibt effektiv so gut wie keine Handlung. Das hängt auch mit der Protagonistin zu tun, die in ihrem Leben eben nie wirklich etwas gemacht hat als in der Vergangenheit zu wühlen und Leute zu beobachten, eher noch zu stalken. Dennoch war das für das Buch nicht förderlich. Ich bin so froh, dass ich das überstanden habe. Auch das Ende konnte mich nicht wirklich überraschen, denn es ist auch da irgendwie ja nix passiert... Wirklich sehr schade, ich wollte dieses Buch wirklich mögen.