Rezension

Rache als Motiv?

Boom Town Blues -

Boom Town Blues
von Ellen Dunne

Bewertet mit 4 Sternen

Patsy Logan ist eine erfolgreiche Ermittlerin beim LKA München, die aber nach beruflichem und privatem Stress dringend eine Auszeit braucht. Da sie irische Wurzeln hat, beschließt sie, ihre Cousine in Dublin zu besuchen, um ihr angeschlagenes Selbstwertgefühl wieder aufzubauen und vom Beruf abzuschalten. Doch dies währt nicht lange, denn sie wird um Amtshilfe gebeten, als in der österreichischen Botschaft eine deutsche Praktikantin während eines Festessens vergiftet wird. Offiziell darf sie als Ausländerin nicht ermitteln, aber ihr Interesse ist schnell geweckt und zusammen mit Sam Feuerstein von der österreichischen Botschaft startet sie Ermittlungen auf eigene Faust, die interessante Spuren aufdecken.
Sehr interessant werden die Zusammenhänge zwischen der Finanzkrise am Anfang dieses Jahrhunderts und dem sich anschließenden Wirtschaftsboom geschildert, der die Immobilienpreise explodieren ließ und viele Hauseigentümer, deren Objekte mit Hypotheken belegt waren, in den Abgrund stürzte, da die Arbeitslosigkeit groß war. Vor diesem Hintergrund, zwischen Untergang und Habgier, spielt dieser Fall.
Zunächst fängt die Handlung ganz gemächlich an, baut aber immer mehr Spannung auf, was sich steigert und den Leser am Ende nicht mehr zur Ruhe kommen lässt, bis der Täter gefunden ist, so dass ich das Buch in der zweiten Hälfte nur schwer aus der Hand legen konnte. Einige überraschende Geschehnisse zwischendrin verstärken diese Wirkung noch.
Am flotten Schreibstil der Autorin haben mir besonders die Beschreibungen gefallen, die intensive Bilder liefern, da sind z.B. Bäume, die wie Streifenpolizisten agieren oder der Mantel an der Garderobe, der wie eine schlafende Fledermaus wirkt. Irgendwann schluckt Patsy ' das Gefühl nach feuchtem Waschlappen nach unten' usw. Sehr wirkungsvoll in der saloppen und gleichzeitig intensiven Beobachtung!
Patsy als Hauptprotagonistin ist sympathisch, da sie geradlinig, ehrlich und selbstbewusst agiert. Ihre ironischen Hiebe auf ihre eigene Person sind humorvoll. Allerdings ist sie ein eher negativ denkender Charakter, was sie öfters durch Alkohol zu korrigieren versucht. Was mir auch nicht gefallen hat, sind die ständigen Rückblicke auf die negativen Seiten ihrer Ehe und den Selbstmord ihres Vaters. Da hätte es weniger auch getan.
Alles in allem hat mich das Buch gut und spannend unterhalten und mir interessante Einblicke in Boomtown Dublin geliefert. Sehr lesenswert!