Rezension

Rache oder Gerechtigkeit? 4. Teil der Reihe mit Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez

Todesreigen - Andreas Gruber

Todesreigen
von Andreas Gruber

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem eine Reihe von Kollegen auf brutale Art Selbstmord begangen haben, wird Sabine Nemez – Kommissarin und Ausbilderin beim BKA – misstrauisch. Vieles weist auf eine jahrzehntealte Verschwörung und deren von Rache getriebenes Opfer hin. Sabine bittet ihren ehemaligen Kollegen, den vom Dienst suspendierten Profiler Maarten S. Sneijder, um Hilfe. Doch der verweigert die Zusammenarbeit, mit der dringenden Warnung, die Finger von dem Fall zu lassen. Dann verschwindet Sabine spurlos, und Sneijder greift selbst ein. Womit er nicht nur einem hasserfüllten Mörder in die Quere kommt, sondern auch seinen einstigen Freunden und Kollegen, die alles tun würden, um die Sünden ihrer Vergangenheit endgültig auzulöschen ...

Der Autor:

Andreas Gruber, 1968 in Wien geboren, lebt als freier Autor mit seiner Familie in Grillenberg in Niederösterreich. Er hat bereits mehrere äußerst erfolgreiche und preisgekrönte Erzählungen und Romane verfasst. (Quelle: Goldmann Verlag)

Reflektionen:

Todesreigen ist der 4. Teil der Reihe mit Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez, den man durchaus auch als stand alone lesen kann. Allerdings fehlen dann tiefergehende Informationen zu den einzelnen Figuren, die sich bereits in den vorherigen Bänden gefestigt haben.

Todesreigen ist angenehm komplex und doch süffig, wie ein lieblicher Wein. Andreas Gruber verwöhnt den Leser mit einem angenehm flüssigen Stil, taffen Dialogen und einer leichten, zeitweise umgangssprachlichen Sprache, je nachdem, welcher Charakter dies verlangt.

Sabine Nemez und Tina Martinelli sehen sich den Tatorten eines brutalen Serientäters gegenüber. Es scheint, als treibe der Täter Polizeikollegen in den Freitod, nach dem ein Familienangehöriger ermordet wurde.

Maarten S. Sneijder bleibt auch weiterhin suspendiert und unterrichtet derweil an der Universität als Dozent.  Als Sabine Nemez Sneijder um Hilfe bitten will, bleibt der augenscheinlich gewohnt stur und verneint. In Wahrheit aber, will auch Sneijder Aufklärung, denn es dreht sich alles um die BKA-Gruppe 6, zu der auch er einmal gehörte.

Dieser Thriller wird in zwei Haupterzählsträngen erzählt. Zum einen verfolgt man die Ermittlungen von Sabine Nemez und Tina Martinelle, die gut als Team zusammenarbeiten. Man bangt um sie, denn natürlich schweben sie bald in Gefahr und können niemandem mehr vertrauen. Der zweite Erzählstrang ist aus der Sicht von Hardy erzählt. Hardy hatte eine kurze Karriere bei der Polizei, bevor er ein eigenes Drogengeschäft aufzog, es zu eskalierenden Situationen mit der Konkurrenz kam und man ihn des Mordes an seiner Familie verurteilte. Nach zwanzig Jahren wird Hardy aus der Haft entlassen und er sucht nach den Mördern seiner Familie.

Die Perspektiven spielen immer mal wieder mit Rückblicken, die die Geschichte intensivieren und doch empfand ich die Todesfälle, die typischer Weise alle nach demselben Muster abliefen, fast langweilig. Brutal und blutig waren sie, aber mir fehlte die Konsistenz der Dramaturgie und der Überraschungseffekt. Ich las die vorhersehbaren Fälle weg, konnte zu früh Gut und Böse unterscheiden, sodass die Konstante der Spannungskurve ins Trudeln geriet und ich sogar Längen empfand.

Gut gefallen hingegen haben mir die gewohnt guten Charakterzeichnungen. Der Unsympath Maarten S. Sneijder im Besonderen, wobei seine Redensart und sein Handeln manches Mal nur knapp an der Grenze zum too much vorbeischlitterte.

Das Ende empfand ich actionreich und doch fehlte mir das Sahnehäubchen einer irrwitzigen Wendung, dass man von Autor Andreas Gruber durchaus hätte erwarten dürfte.

Fazit und Bewertung:

Todesreigen von Andreas Gruber ist der 4. Teil der Reihe mit Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez. Weniger Vorhersehbarkeit und etwas mehr Dramaturgie hätten diesem Thriller gutgetan. Meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt und dennoch darf man insgesamt spannende Lesestunden erwarten.

©nisnis-buecherliebe