Rezension

Reise in die Vergangenheit

Der Schatz des Herrn Isakowitz - Danny Wattin

Der Schatz des Herrn Isakowitz
von Danny Wattin

Bewertet mit 4 Sternen

Es geht hier nicht um erfundene Personen, sondern um real existierende Menschen, die Schlimmes erlebt und überlebt haben.

Zum Autor:
Danny Wattin, geboren 1973, lebt als Schriftsteller mit seiner Familie in Uppsala. Der Roman „Der Schatz des Herrn Isakowitz“, der die Geschichte seiner eigenen jüdischen Herkunftsfamilie beschreibt, ist sein viertes Buch und das erste, das in Deutschland erschienen ist.

Zum Buch:
Danny ist mit seinem Sohn und seinem Vater auf dem Weg nach Marienwerder um dort nach dem vergrabenen Schatz seines Urgroßvaters zu suchen, von dem dieser erzählt hat.
Während der Autofahrt wird heftig diskutiert und oft stehen sich Danny und sein Vater mit Unverständnis gegenüber, was mit viel trockenem geschildert wird.

Unterwegs schweifen Dannys Gedanken immer wieder zurück in die Vergangenheit und die Geschichte seiner jüdischen Familie. Man erfährt, wie es war als Jude in der Zeit des Nationalsozialismus zu leben, egal ob in Deutschland, Schweden oder Polen. Aus vielen einzelnen Episoden, die ihm seine Verwandten nach und nach erzählt haben, setzt sich diese Handlungsebene zusammen und vermittelt eine Vorstellung von dem Erlebten.

Leider habe ich bei den vielen Personen ab und zu den Überblick verloren und musste mir immer wieder den Stammbaum anschauen, um zu verstehen, um wen es gerade ging. Vielleicht liegt das daran, dass der Autor nur das schreibt, was er tatsächlich erzählt bekommen hat und die wenigsten wollten sich ausführlicher erinnern, was verständlich ist. Deshalb fallen manche Abschnitte leider etwas kurz aus.

Je näher das Trio seinem Ziel kommt, desto mehr spitzt sich die Situation der Juden in der Vergangenheit zu. Waren die Passagen in der Gegenwart anfangs amüsant, so wirkten sie immer trivialer im Gegensatz zu den Rückblicken. Das Umschalten zwischen den Handlungssträngen fiel mir immer schwerer. Wie schwer muss es da erst für die Überlebenden gewesen sein, mit einem „normalen“ Leben in Schweden zurechtzukommen?
Diese Gedanken und Gefühle provoziert der Autor bewusst und so sagt er selbst:

„Unfassbar, wie selbstverständlich es für uns ist, dass es uns gut geht.“

Die Reise in die Vergangenheit und nach Polen war für die drei Wattins ein besonderes Erlebnis und sie haben mich als Leserin mit auf diese Reise genommen, die manchmal traurig und erschreckend, aber oft auch humorvoll war.

Aufgrund des Klappentextes hatte ich einen Roman erwartet, mit einer abenteuerlichen Schatzsuche und natürlich Rückblicken in die Vergangenheit. Dass es sich hier um die Schilderung von tatsächlichen Schicksalen der Familie des Autors handelt, war mir nicht bewusst.
Aber gerade das hat mich besonders berührt. Es geht hier nicht um erfundene Personen, sondern um real existierende Menschen, die Schlimmes erlebt und überlebt haben.