Rezension

Ruhig aber mit tiefgründiger Thematik

Die schwarze Zauberin
von Laurie Forest

Bewertet mit 4 Sternen

Fast 600 Seiten und das in einer ungewöhnlich kleinen Schrift. Dieses Buch hat es in sich, doch lohnt es sich diesen „Fantasy-Schmöcker“ anzufangen?

*Eine ausgeklügelte Welt mit einer Vielzahl an Völkern*
Laurie Forest entführt uns in ihrem Fantasyroman in die westlichen Reiche. Diese werden von den unterschiedlichsten Völkern bewohnt: Den Gardneriern (in etwa Menschen mit Magie), aus denen auch die Protagonistin entstammt, Fae, verschiedene Nomadenvölker und noch einige mehr. Es ist eine interessante Mischung von typischen Vertretern dieses Genre wie die Elben, aber eben auch solchen, die seltener sind wie etwa die Lykaner die man sonst eher im Urban Fantasy, als im High Fantasy antrifft. Bei so vielen verschiedenen Völker und Kulturen ist Konfliktpotenzial natürlich zu Hauf da. Im Grunde hasst eigentlich jeder jeden und es ist ein Wunder, dass es überhaupt einen wackligen Frieden gibt.

Die Völker sind relativ gut beschrieben. Sicherlich erfährt man über ausgewählte Völker mehr als über andere, aber dennoch waren die Umschreibungen so gut, dass ich von allen genannten Völker eine ungefähre Vorstellung ihrer jeweiligen Kultur hatte. Dieser Aspekt hat mir sehr gefallen. Die beigefügte Karte hilft zusätzlich bei der Orientierung in dieser Welt.

*Tiefgreifende Thematik im Fantasy Gewand*
Die Schwarze Zauberin ist Vieles: Ein High Fantasy Roman, ein Buch über Freundschaft und Magie, aber in erster Linie ist es ein Buch über Rasissmus. Sicher, in vielen Fantasyromanen spielt Rassismus eine gewisse Rolle, aber kaum ein anderes Buch dieses Genre setzt sich so intensiv damit auseinander wie Die schwarze Zauberin

Das Buch zeigt sehr deutlich welche fatalen Auswirkungen Vorurteile, Ignoranz und Hass haben können, aber auch, dass es immer möglich ist dies zu überwinden und voneinander zu lernen. Am deutlichsten wird das in der Entwicklung der Protagonistin. Sie ist zunächst eine in relativer Isolation aufgewachsene junge Frau, die naiv und gutgläubig alle Vorurteile und Mythen die ihr über die anderen Völker erzählt worden sind glaubt. Das macht sie zu Beginn nicht unbedingt zur sympathischsten Prota. Sie hält an ihren rassistischen Vorurteilen lange fest, wobei aber auch gesagt sein muss, dass die Elben, Celten und co die sie trifft zunächst auch nicht viel tun um Elloren zu zeigen, dass nicht alle Gerüchte und Lügen war sind. Im Gegenteil jeder urteilt über jeden, jeder hasst jeden. Das war streckendweise sehr frustrierend, am liebsten hätte ich manchmal allen Beteiligten mal eine ordentliche Standpauke gehalten.
Im Verlauf der Handlung ist aber bei Elloren und auch bei einigen anderen Charakteren ein deutlicher Wandel zu spüren.

Neben diesen persönlichen Entwicklungen verdeutlich das Buch auch, wie systematischer Rassismus in einem Staat Stück für Stück ausgeweitet wird. Wie es mit abgelehnten Anträgen und Ausgrenzungen Fremder anfängt und sich immer mehr steigert bis zur Machtübernahme. Klingt bekannt, wenn man sich die Geschichte anschaut und ist auch in diesem Fantasy Setting genauso bedrückend und erschreckend. Ich bin wirklich beeindruckt wie tiefgreifend Laurie Forster diese leider immer noch aktuelle Thematik in ein Fantasy Gewand hüllt und uns damit eine eindringliche Geschichte erzählt.

*150 Seiten weniger hätten es auch getan*
Bei all meinem Lob für das Thema und die guten Charakterausarbeitungen habe ich aber auch einen Kirikpunkt: Die Autorin verwendet viel Zeit und Seiten darauf, den langsamen Prozess des Umdenkens bei Elloren zu schildern. Ein eingeimpftes Weltbild schmeißt man nun mal nicht eben über Bord. Das braucht es Zeit, das versteh ich, aber an manchen Stellen entstehen doch einige Längen wenn der Universitätsalltag mehr als genau beschrieben wird. Da die Dynamik und die Spannung zwischen den Charakteren interessant waren und Charaktere wie Diana einfach immer lustige Dialoge lieferten, hatte ich zwar an keiner Stelle wirklich Probleme voran zu kommen, aber dennoch bin ich der Meinung, dass die ein oder andere Szene ruhig gekürzt hätte werden können bez. dass es auch nicht jeder Szene bedarf hätte um die Botschaft zu vermitteln und die Handlung voran zu treiben.

Fazit:
Wer Action und mitreißende Spannung sucht ist hier fehl am Platz. Wer jedoch auch ruhigere Fantasy mag wird mit einem klugen Roman mit ausgereiften Charakteren belohnt, dass sich tiefer gehend mit Rassismus und Vorurteilen auseinandersetzt.