Rezension

Ruhiger Krimi

Flammenküste - Birgit Böckli

Flammenküste
von Birgit Böckli

Bewertet mit 4 Sternen

„...Als wäre Josua nicht Opfer, sondern Täter...“

 

Auf der Nordseeinsel Spiekeroog wird Onno, der alte Gastwirt vom Anker, beerdigt. Auch die Hauptkommissare Berg und Althuis nehmen an der Beerdigung teil.

Den Gasthof übernimmt Anna, Onnos Tochter, die verwitwet ist. Doch die Inselbewohner lehnen Anna ab und bedrohen Josua, ihren Sohn. Außerdem häufen sich Fälle von Sachbeschädigung. Berg hat zunehmend ein ungutes Gefühl. Auch den neuen Pastor, der plötzlich für eine volle Kirche sorgt, betrachtet Berg mit Misstrauen.

Das Buch lässt sich zügig lesen. Dazu beigetragen hat die Atmosphäre auf Spiekeroog, aber auch der angenehme Schriftstil der Autorin.

Das Geschehen wird sehr behutsam aufgebaut. Obwohl die äußere Spannung lange Zeit nicht sehr hoch war, hat mich die Geschichte trotzdem gefesselt, denn die beschriebene Stimmung ließ bei mir als Leser das Gefühl aufkommen, dass es unterschwellig rumorte und jeden Moment ein Ausbruch folgen könnte. Durch die räumliche Enge der Insel sorgten Zuneigung oder Ablehnung schnell für Probleme. Die Gerüchteküche brodelte. Ermittlungen waren schwierig.

Die Autorin hat interessante Protagonisten kreiert. Anna schweigt zu den Angriffen. Sie versucht, ihre kleine Familie abzuschotten. Obiges Zitat gibt den Eindruck der Polizisten zum Verhalten der Mutter wieder.

Wieland, der Pastor, versteht es, Massen zu begeistern. Dabei ist der Grat zwischen Glaubensüberzeugung und Fanatismus sehr schmal.

Und dann kommt der alternde Schlagerstar Uhlen auf die Insel und stößt seine Fans vor den Kopf.

Sehr genau beschreibt die Autorin die Stimmung auf der Insel. Für Land und Leute findet sie passende Metapher. Auch das eher beschauliche Leben der Polizisten und ihr Miteinander wird gut wiedergegeben. Die Emotionen der Protagonisten nehmen einen brieten Raum ein. Josuas Angst und Verschlossenheit sowie Niels Barroks Wutausbrüche sind nur zwei Beispiele dafür.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Berg und Althuis haben das Potential für weitere Fälle. Beide setzen zwar unterschiedliche Schwerpunkte, haben verschiedene Stärken und Schwächen, bilden aber ein erfolgreiches Team.