Rezension

schöner Auftakt der Fantsy-Reihe

Himmelblau (Elfenblüte, Teil 1) - Julia Kathrin Knoll

Himmelblau (Elfenblüte, Teil 1)
von Julia Kathrin Knoll

Bewertet mit 5 Sternen

Von der Großstadt in die Provinz  - welcher Teenager träumt nicht davon? Vermutlich nicht besonders viele und so ging es Lilly zunächst auch. Aus beruflichen Gründen zieht sie mit ihrem Vater aus Hamburg in ein kleines Kaff im bayerischen Wald. Eine ziemliche Umstellung, die Lilly einiges abverlangt. Sich in eine Gemeinschaft zu integrieren, in der jeder jeden kennt und nahezu alles über den anderen weiß, ist nicht so leicht. Obwohl ihre Klasse recht aufgeschlossen ist und sie weitestgehend freundlich aufnimmt, zieht es sie am meisten zu dem Einzelgänger Alahrian. Allerdings hat ihr Mitschüler nicht nur einen ungewöhnlichen Namen, ihn scheinen auch einige Geheimnisse zu umgeben.

 

Lillian, die von allen nur Lilly genannt wird, ist eine sympathische Protagonistin. Sie findet sich nach und nach in ihre Umgebung ein, ohne sich selbst verbiegen zu lassen. Ihre eigenen Vorlieben und Gedanken legt sie nicht ab, um irgendwem zu gefallen oder zu beeindrucken.

Alahrian und sein „Bruder“ Morgan sind wie Tag und Nacht. Während Morgan sehr düster ist und die Nacht liebt, braucht Alahrian das Licht, wie andere die Luft zum Atmen. Auf seine Mitschüler mag er eigentümlich wirken, wenn man jedoch mehr zu seiner Vergangenheit erfährt, die schon ein paar Jahrhunderte andauert, dann wundert einen sein Verhalten nicht mehr.

Alahrian und Lilly passen als Charaktere sehr gut zusammen. Stück für Stück lernen sie sich besser kennen und spüren beide eine gewisse Anziehung, die sich nicht sofort greifen lässt.

 

Der Schreibstil von Julia Knoll ist sehr angenehm und flüssig. Ich habe mich gleich wohl gefühlt in der Geschichte. Anschauliche Beschreibungen erleichtern es, sich die Umgebung und die Personen gut vorstellen zu können.

Besonders schön finde ich die Kombination aus realer Welt und der der Elfen, von der man im Verlauf immer mehr erfährt. Alahrian versteht die schnelllebige, flüchtige Welt der Menschen manchmal nicht und wundert sich über Dinge, die für uns ganz normal sind. So entstehen witzige, charmante Situationen, die ihn noch sympathischer machen. Speziell im Schulalltag gibt es immer wieder Momente, in denen er durch sein langes Leben vieles zu berichten hätte, sich jedoch zurück halten muss. An seinen Gedanken könnten sich mal einige Lehrer orientieren, dann würden die Schüler vielleicht nicht mehr mit Gleichungen und Variablen gequält werden, bei denen am Ende herauskommt, dass man weniger als nichts von etwas hat, was man noch nicht einmal kennt.

 

Die Handlung besticht nicht durch Action und rasante Wendungen, sie geht eher gemächlich und stetig voran, ohne dabei auf der Stelle zu stehen. Es gibt kleine Überraschungen und Schreckmomente, die besonders Lilly aus dem Konzept bringen. Die ungewöhnlichen Dinge, die sie entdeckt, kann sie nicht einordnen, misst ihnen jedoch noch nicht genug Bedeutung bei, um die Wahrheit dahinter zu entdecken. Mir gefällt es sehr gut, wie sich alles nach und nach zusammenfügt. Die Ereignisse müssen sich nicht immer überschlagen, um einen zu fesseln.

Durch die Perspektivwechsel hat man die Möglichkeit, alle Handlungsstränge zu verfolgen, auch wenn die Charaktere getrennt voneinander unterwegs sind. Als Leser weiß man, durch diesen umfassenden Blick, viel mehr, als die einzelnen Protagonisten.

Am Ende des Buches habe ich nun einige Ideen im Kopf, wie es weitergehen und was noch auf Lilly zukommen könnte. Es bleibt genug Raum für eigene Gedanken und Spekulationen, was mich umso neugieriger auf die Fortsetzung macht.

 

Ein sehr schöner Reihenauftakt, der bei mir Vorfreude auf Band zwei geweckt hat. Sehr sympathische Figuren, eine interessante Handlung und ein toller Schreibstil haben mich zum Verweilen in Lillys und Alahrians Welt eingeladen.