Rezension

Schreiben als Flucht

Jugend -

Jugend
von Tove Ditlevsen

Schreiben erscheint Tove Ditlevsen immer mehr als Ausweg: begonnen hat sie als Kind mit der Niederschrift von Gedichten; nun, als Jugendlicher, dient es ihr immer mehr als Flucht  aus ihrem tristen Alltag. Während der erste Band der Autobiographie von ihrer kargen Kindheit im Arbeiterviertel Kopenhagens handelt, erzählt die Autorin im zweiten Teil in ihrem schlichten, aber dennoch mitreißenden Stil, wie sie ihre Jugendjahre in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erlebt hat. Es macht sie unglücklich, ihre Zeit verkaufen zu müssen, um an mehr oder weniger ungeliebten Arbeitsstellen ihren Lebensunterhalt zu verdienen; es macht sie ebenso unglücklich, als Heranwachsende nicht völlig über sich selbst bestimmen zu können. „Das Jungsein ist ein vorübergehender, zerbrechlicher und unbeständiger Zustand. Er muss überwunden werden, einen anderen Sinn hat er nicht."

Ob es für sie einfacher wird, wenn sie erst verheiratet ist und sich von einem Mann „versorgen lassen kann“, wie ihre Mutter (und vermutlich die meisten Frauen in jener Zeit) überzeugt ist? Auf Tanzveranstaltungen und durch die Vermittlung einer Freundin erhält sie Kontakte zu ganz unterschiedlichen Männern, über die sie sehr offen und schonungslos berichtet.

Ditlevsen verlebte ihre Jugendjahre in einer politisch sehr bewegten Zeit: Hitlers Machtergreifung und der drohende Weltkrieg warfen Schatten. Doch Politik steht für sie eher im Hintergrund; sie ist zu intensiv mit sich selbst und ihrem Erwachsenwerden beschäftigt.