Rezension

Sehr berührend!

Geheime Tochter - Shilpi Somaya Gowda

Geheime Tochter
von Shilpi Somaya Gowda

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung

Dieses Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen! Im Wechsel lernen wir Kavita und Somer kennen. Zwei unterschiedliche Frauen aus verschiedenen Kulturen, die unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungen ans Leben haben. Was sie eint ist der Wunsch nach Kindern. Und was sie verbindet, ist das Mädchen Asha.

Asha wurde von ihrer Mutter Kavita ins Waisenhaus gebracht. Sie wollte, dass wenigstens ihre zweite Tochter eine Chance auf ein Leben erhält. Und so erhält Asha, die in eine Familie aus ärmsten Verhältnissen hineingeboren wurde, durch ihre Adoption die Möglichkeit ein amerikanisches Mädchen zu werden, mit allen Optionen auf ein schönes und wundervolles Leben.

Asha wird Teil der Familie von Somer und Krishnan, einem Ärzteehepaar, das sich jahrelang nach Kindern gesehnt hat. Spannend hierbei ist, dass Somer aus Amerika und Krishnan ursprünglich aus Indien stammt. Seine Herkunft verbindet ihn tiefer mit Asha, was im Laufe der Zeit eine immer größer Rolle spielen wird. Denn Asha und Krishnan sieht man ihre Herkunft bzw. ihr Anderssein an.

Der Autorin gelingt sehr schön und emotional die Themen “Anderssein“, “Ausgrenzung“, “Suche nach den eigenen Wurzeln” zu beleuchten. Aber auch die Fragen wie z.B. “Was ist Heimat?“, “Was ist Liebe?“, “Was sind Eltern?” spielen eine große Rolle. Die Konflikte, die sich in Somers amerikanisch-indischer Familie Bahn brechen, berührten mich sehr. Ein jeder hat mit seinem Schicksal zu kämpfen, muss Vorurteile überwinden, um die Liebe zu finden.

Mit viel Fingerspitzengefühl und angenehmer Sprache hat Shilpi Somaya Gowda ihren Roman geschrieben. Dabei öffnet sie für den unerfahrenen Leser ein Tor zu Indien und seiner Kultur und den dortigen Problemen. Man liest von Armut, der Unterdrückung von Frauen, der Gewalt ihnen gegenüber und von den geringen Möglichkeiten für Frauen sich ein selbstbestimmtes Leben zu gestalten.

Die Autorin lässt alle wichtigen Personen zu Wort kommen und wir können ihren Blickwinkel einnehmen. Sehr gut gefallen hat mir dabei das Denken von Kavitas Mann Jasu zu erkunden. Erschien er mir zu Beginn sehr stumpf, egoistisch und schwach, so änderte ich zum Ende hin meine Meinung über ihn. Alle Protagonisten erfahren eine Entwicklung, zu der sie das Leben mehr oder weniger gezwungen hat. Das macht das Buch deshalb so besonders, realitätsnah und somit glaubwürdig.

Auch das Ende driftet nicht, obwohl auch das eine oder andere Klischee bedient wurde, in den eigentlich erwarteten “Kitsch” über, sondern bildet auch hier die Realität ab. Genau so hätte es sich wahrscheinlich zugetragen. Das nahm mich noch mehr für die Geschichte ein und ich bewunderte Shilpi Somaya Gowda für ihren Mut, SO eine Geschichte geschrieben zu haben, die mir am Ende einen Kloß im Hals bescherte!

 

Zum Hörbuch

Ich habe das Buch gelesen und gehört. Es hat mir großen Spaß gemacht, Sabine Arnold als Sprecherin kennenzulernen. Ihre ruhige Stimme, die eine angenehme Klangfarbe hat, passte sehr gut zur Geschichte. Das Hörbuch ist für Hörbuchliebhaber ebenso absolut empehlenswert!

 

Fazit

Dies ist ein Buch, das ich nicht so schnell vergessen werde: interessant, spannend, kulturübergreifend, sensibel und authentisch. Trotz allem hat es mir Lust gemacht, Indien und seine Frauen kennenzulernen. Ich hoffe auf viele weitere Bücher aus der Feder von Shilpi Somaya Gowda.