Rezension

Sehr gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion

Zerschunden - Michael Tsokos, Andreas Gößling

Zerschunden
von Michael Tsokos Andreas Gößling

Bewertet mit 5 Sternen

 

„Nichts ist so grausam wie die Realität – eine fulminante Mischung aus Fakten und Fiktion“ - Sebastian Fitzek

 

Da kann ich Sebastian Fitzek nur beipflichten ~ auch wenn es einige Schrifsteller, inklusive ihm selbst, immer wieder schaffen, dem Leser auch mit reiner Fiktion den Atem zu rauben.

 

Doch wenn jemand prädestiniert dafür ist, aus einem reichhaltigen Erfahrungsschatz zu schöpfen und diesen dann auch noch so spannend zu präsentieren/verpacken, dass man gebannt an seinen Worten hängt, dann ist das Michael Tsokos.

 

Dr. Fred Abel ist 46 Jahre alt, renommierter Rechtsmediziner beim Bundeskriminalamt und hat erst kürzlich seine Mutter beerdigt, als ihn ein grausamer Fall mit der Vergangenheit konfrontiert: eine Rentnerin wird brutal ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden, mit einer bizarren Nachricht auf dem Körper.

 

Da es keine einschlägigen DNA-Beweise auf der Leiche gibt, kommt das sog. „Haploverfahren“ zur Anwendung. Dieses führt zwar nicht direkt zu dem Täter, doch es ermöglicht die Eingrenzung einer Gruppe von Menschen, die in einer Linie miteinander verwandt sind.

 

Und es bleibt nicht bei diesem einen Mord...

 

Doch dieses Mal hat Dr. Abel Glück: Denn der Täter ist bereits im System. Es ist ein alter Freund von ihm, den er seit über 25 Jahren aus alten Bundeswehrzeiten kennt und dem er ein solches Verbrechen niemals zugetraut hätte... Doch Lars Moewig hat keine Alibis und wird verhaftet.

 

Abel versucht, den wahren Täter zu finden, denn die Haplotyp-Analysel lässt ja durchaus noch Raum für weitere Verdächtige.

 

Dabei findet Dr. Fred Abel sich in einer atemlosen Verfolgungsjagd über den europäischen Kontinent wieder, die nicht nur sein eigenes Leben gefährdet...

 

Und dann kommen auch immer mehr Zweifel bei ihm auf, ob sein Freund wirklich unschuldig ist...

 

In Rückblenden führt uns der Autor immer näher in das Geflecht einer düsteren Seele. Dieses Stilmittel der Rückblenden mag ich eigentlich nicht so gerne, da es einen oft aus der eigentlichen Geschichte herausbringt bzw. den Lesefluss unterbricht – doch auch hier passt es und rundet die Geschichte auch erst ab.

 

Die Charaktere könnten natürlich authentischer nicht sein bei einer True-Crime-Story, wenn auch nur teilweise natürlich. Aber wenn man sich das vor Augen führt, ist die Dimension des Grauens nochmal eine ganz andere...

 

Für mich war „Zerschunden“ ein sehr gut ausgeklügelter, fulminant geschriebener und sehr spannendener „True Crime“-Thriller, der erfreulicherweise den Auftakt zu einer Reihe darstellt. Ich freue mich schon auf einen weiteren Fall und ein „Wiedersehen“ mit den Herren Rechtsmedizinern Abel und Tsokos.