Rezension

Sehr gute Umsetzung, aber der Klappentext hat bei mir persönlich ganz andere Erwartungen geweckt

Starburst Effect -

Starburst Effect
von Kelly Oram

Manche Rezensionen sind schwer in Worte zu fassen. Genau das ist bei diesem hier der Fall.

Ich beginne mal beim Inhalt. Protagonistin Lily hat es wirklich schwer. Familiäre Probleme und wirklich heftiges Mobbing in der Schule sind für sie Alltag. Allen voran: Footballer und Lilys Nachbar Noah. Er ist nicht nur der größte Idiot der Schule, sondern auch wirklich heftig gemein. Er nutzt seine Stellung als beliebter Schüler komplett aus, um Lily zu mobben und heftig gegen sie zu hetzen. Da musste ich schon schlucken! Ich mochte es jedoch sehr, dass das Thema Mobbing hier so ungeschönt aufgegriffen wurde. Auch positiv fand ich, dass man sich am Anfang des Buches wirklich null vorstellen kann, wie Lily sich in Noah verlieben soll. Dann kommt Noahs Unfall, der sich in eine ganz andere Richtung entwickelt hat als ich es erwartet habe. Dazu muss ich sagen, der Klappentext hat in mir die Erwartungen an eine spritzige enemies-to-lovers mit Schlagabtauschen und starken Gefühlen hervorgerufen. An diesem Punkt schlägt die Geschichte doch eine ganz andere Richtung ein. Ich persönlich hätte mir gern mehr Transparenz zum Thema im Klappentext gewünscht. Falls ihr euch nicht zu Noahs Unfall und dem damit einhergehenden Verlauf der Geschichte spoilern lassen wollt, dann solltet ihr hier aufhören zu lesen! Danach geht es spoilerfrei weiter.

Vorsicht Spoiler - 

Noahs Unfall hat dauerhafte Konsequenzen, die nicht nur seine Position im Football beeinflussen. Noah hat einen anhaltenden Hirnschaden. Was optisch im Cover sehr gut umgesetzt wurde, denn der Unfall hat einen sogenannten Starburst Effect nach sich gezogen. Das ist grob gesagt dann, wenn z.B. ein heftiger Schlag auf den Kopf dazu führt, dass sich davon ausgehend Risse am Gehirn und somit Folgeschäden bilden. Grundsätzlich finde ich das Thema super interessant und auch die Aufarbeitung ist im Buch gut und spannend gelungen. Jedoch hatte ich eben eine ganz andere Story erwartet. Statt einem Noah, der nach und nach beginnt sich zu verändern und erkennt, wie falsch er sich verhalten hat, geht es jetzt um einen Noah, der sich grundverändert hat. Aufgrund seines Unfalls kann er sich nämlich A nicht mehr an die letzten Monate erinnern und B musste er sprechen und laufen komplett neu lernen, hat jedoch immer noch extrem starke Schwierigkeiten im Alltag, was Sprache und Verhalten angeht. An diesem Punkt werde ich nicht noch näher auf die Haupthandlung eingehen, da das Thema sehr umfangreich ist. Grob umfasst finde ich nicht, dass das Thema schlecht umgesetzt wurde, ich hätte jedoch gerne vorab gewusst, um was es in der Geschichte geht. Hier hat der Klappentext meiner Meinung nach sein Ziel nicht erfüllt.

Spoiler Ende -

So viel zur Haupthandlung. Was die Nebenhandlungen betrifft muss ich positiv hervorheben, dass diese sehr breit gefächert waren und der Geschichte zusätzlich Spannung verliehen haben. Es gab mehrere Konflikte, die interessant waren, jedoch am Ende alle sehr vereinfacht Beiseite geschafft worden sind. Auch hier befinde ich mich mit meiner Meinung etwas im Zwiespalt: Einerseits wird im Umgang mit Konflikten oft hervorgehoben, dass Vergebung ein sehr wichtiges Schlüsselinstrument ist. Andererseits ist es dann doch manchmal schon zu einfach gewesen und auch das vorher negative Verhalten von Nebenprotagonisten hat sich durch ziemlich plötzliche Einsicht verändert.

Abschließend kann ich sagen, dass das Buch auf jeden Fall eine Empfehlung wert ist. Ich bin super schnell durch die Seiten geflogen und mochte Lily & Noah sehr. Trotz meiner Sympathie für die beiden gab es jedoch einige Punkte, die mich persönlich gestört haben. Wie gesagt, es fiel mir sehr schwer meine Meinung in Worte zu fassen (geschweige denn mich kurz zu halten). Daher lasse ich das hier mal so stehen.