Rezension

sehr interessant und informativ

Die Tochter des Malers - Gloria Goldreich

Die Tochter des Malers
von Gloria Goldreich

Bewertet mit 4 Sternen

Die Tochter de Malers gibt gute Einblicke in das Leben der Familie Chagall und die Charaktere Marc, Ida und Bella.

Bei „Die Tochter des Malers“ handelt es sich um eine Romanbiografie. Der Aufbauverlag hatte zuvor mit „Madame Picasso“ den Auftakt für eine Romanbiografie-Reihe um Frauenfiguren, die in Beziehung zu einem berühmten Künstler stehen, gegeben. Diese zweite im Aufbauverlag erschienene Romanbiografie um eine Frauenfigur, die mehr oder weniger im Schatten eines berühmten Malers steht, handelt vom Leben der Tochter des berühmten Künstlers Marc Chagall. Die Autorin Gloria Goldreich versucht sich hierbei streng an die tatsächlichen historischen Geschehnisse sowie die belegten Charaktereigenschaften der Protagonisten zu halten.

Ida Chagall, die nach der Flucht aus Russland, als junges Mädchen ein zwar äußerst behütetes, aber auch ein wenig sonderbares Leben im Kreis ihrer kleinen Familie mit der schönen und zarten Mutter Bella und dem hochbegabten und umjubelten Künstler Marc Chagall führt, spielt eine wesentliche Rolle im Leben ihres Vaters. Aus der zunächst beschützenswerten Tochter entwickelt sich nach und nach eine selbstbewusste Frau, die die Interessen ihres Vaters in der Kunstszene vertritt.

Das Verhältnis zwischen Vater und Tochter scheint äußerst ambivalent. Er, der umjubelte und begehrte Künstler, der sein Genie immer wieder bestätigt haben will und sie, seine schöne, viel von ihm gezeichnete Tochter, die ihn bewundert, sich aber nach und nach verselbständigt und dennoch immer wieder Teil seines Lebens und seines Ruhms sein möchte.

Hierbei erlebt der Leser tolle Charakterzeichnungen - den Künstler Chagall zwischen Genie und Wahnsinn, seine Exzentrik, seine Schwächen, Abhängigkeiten, Ängste, sein verschobenes Verhältnis zum Geld. Denn auf der einen Seite hatte er immer das Gefühl, arm zu sein, obwohl er schon in relativ jungen Jahren ein gefragter Künstler war, der nicht zuletzt dank seiner Tochter gut verdiente, und auf der anderen Seite tätigte er ohne zu überlegen und seine wahren finanziellen Verhältnisse zu überblicken, hohe Investitionen. Ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis zwischen Vater und Tochter wird offensichtlich. Die beiden können scheinbar nicht mit und nicht ohne einander, dabei würdigt Marc die Verdienste seiner Tochter meist nicht angemessen.

Leider weist das Buch einige Längen auf. Es gibt häufige Wiederholungen und immer wiederkehrend erwähnte Details. Ob das Bild des Hochzeitsthrons, die Schönheit und Zartheit Bellas, die Eleganz Idas, usw., wurden für meinen Geschmack zu oft und teilweise unnötig angeführt. Hier hätte ich mir eine stärkere Kürzung zugunsten des späteren Lebens Idas mit ihrer Familie gewünscht.

Äußerst interessant wird die Judenverfolgung und das Vichy-Regime in Frankreich eingebaut, die schließlich auch einen großen Einfluss auf die Familie Chagall hat. Ebenso empfinde ich die Darstellungen der weiteren beiden Frauen in Chagalls Leben sowie seines unehelichen Sohnes David als äußerst bereichernd. Die drei Männer in Idas Leben bleiben dagegen ein wenig blass.

 

Fazit:

Alles in allem hat mir die Romanbiografie um Ida Chagall gut gefallen und einen tollen Einblick in das Leben der Künstlerfamilie gegeben. Blickt man über einige Längen hinweg, fühlte ich mich gut unterhalten. Auch scheinen Ereignisse und Charakterzeichnungen sehr eng an der Realität anzulehnen.