Rezension

Spannend, berührend, erschreckend...

Unland - Antje Wagner

Unland
von Antje Wagner

Bewertet mit 4.5 Sternen

Schon das Cover von "Unland" wirkt düster und geheimnisvoll, wie das Negativ eines Fotos. Optisch passt es genau zu "Schattengesicht", einem weiteren Jugendthriller aus der Feder von Antje Wagner.

Die Geschichte von "Unland" erzählt uns die 14-jährige Franka. Nach dem plötzlichen Tod ihrer Pflegemutter darf sie in das "Haus Eulenruh" einziehen, das von zwei ausgebildeten Pädagogen betreut wird.
Insgesamt sieben Kinder bzw. Jugendliche mit den unterschiedlichsten Schicksalen leben hier nun zusammen in der sog. "Erziehungsstelle".
Die meisten der knapp 800 Bewohner des kleinen Waldburgen behandeln sie wie Exoten, manche eher wie Aussätzige. Der erste Schultag wird für Franka zum Spießrutenlauf und auch sonst muss sie erst wieder ihren Platz finden in dieser neuen Umgebung.
Beim Blick aus ihrem Zimmerfenster fallen Franka seltsame brandgeschwärzte Ruinen auf, die im nahen Wald versteckt liegen. Angeblich aus Gründen der Einsturzgefahr ist das sog. "Unland" durch einen Elektrozaun gesichert. Mehr erfährt sie leider nicht über diese geheimnisvollen Gebäude, denn alle Dorfbewohner und auch ihre Betreuer schweigen beharrlich.
Leider gibt es in Waldburgen häufig Stromausfälle mitten in der Nacht, auf die die Einwohner ungewöhnlich panisch reagieren. Franka wundert sich zunächst noch über die extremen Reaktionen, doch dann geschehen seltsame Dinge und die Kinder des Hauses Eulenruh geraten unter Verdacht. Zusammen beschließen sie, die wahren Täter zu finden. Doch was sie schließlich finden, übersteigt ihre Vorstellungskraft und stellt alles in Frage.

"Unland" war das erste Buch, das ich von Antje Wagner gelesen habe. Der lockere Schreibstil mit viel Wortwitz und lebendigen Beschreibungen der Charaktere und Umgebung hat mich sofort überzeugt. Ich habe das Buch schließlich in einem Rutsch durchgelesen, weil ich nicht mehr aufhören konnte.
Es ist eine spannende, stellenweise lustige und zugleich berührende Geschichte über Kinderschicksale, Ausgrenzung, Freundschaft, Liebe, Fürsorge - und ein großes Geheimnis.
Zunächst liest sich "Unland" wie ein ganz normaler spannender Thriller, doch auf den letzten Seiten des Buches ist plötzlich nichts mehr, wie es zunächst schien. Antje Wagner lässt die Handlung kippen und wechselt ins Mystische. Obwohl es sich schon etwas angedeutet hatte, kam dieser Umsturz für mich trotzdem sehr überraschend und es fiel mir zunächst etwas schwer, mich darauf einzustellen und die Logik außen vor zu lassen.
Das Ende wurde bewusst offen gestaltet, so dass sich der Leser seine eigenen Gedanken über den Ausgang der Geschichte machen kann. Normalerweise mag ich das eher nicht, aber in diesem Fall war es durchaus sinnvoll, denn man kann dieses Buch nicht so einfach weglegen, ohne dass es einem noch lange im Kopf herumspukt.

Fazit: Ein wunderbar spannendes Buch, das ich nur empfehlen kann. Man muss allerdings offen für das Mystische und Hintergründige sein, sonst könnte man am Ende etwas enttäuscht werden!