Rezension

spannend und humorvoll

Ein Mord und zwei Leichen - Alexander Bálly

Ein Mord und zwei Leichen
von Alexander Bálly

Bewertet mit 5 Sternen

"...Sie wissen ebenso wie ich, dass man das frischeste Obst nicht auf dem Markt findet, sondern am Baum..."

 

Eine Gruppe Reisender aus Wolnzach war im Altmühltal unterwegs, um vom dortigen sanften Tourismus zu lernen. In Eichstätt probieren sie Elektrofahrzeuge aus. Bei der Rückkehr zum Bus finden sie darin zwei Tote. Ausgerechnet Anna, die Enkeltochter des Metzgermeisters Wimmer, betritt als erste den Bus.

Der Fall landet bei der Mordkommission von Ingolstädt. Kriminaloberkommissar Stimpfle darf damit seinen ersten Fall selbstständig leiten, denn Karl Konrad, sein Chef, wird am nächsten Tag seinen wohlverdienten Urlaub antreten. So viel aber sei verraten: Telefonisch ist er immer dabei.

Stimpfle ist allerdings nicht begeistert, dass gerade Wimmer und Anna zur Reisegruppe gehören. Schon in zwei Fällen haben sie den Kriminalisten gehörig ins Handwerk gepfuscht und wesentlich zur Ermittlung der Täter beigetragen.

Frau Katzmiller, eine der Toten, arbeitete im Rathaus. Nach und nach stellt sich heraus, dass sie sich eine Menge Feinde gemacht hat. Der Tatzeitpunkt lässt sich gut eingrenzen, die Spurenlage ist aber unübersichtlich. Fast jeder aus dem Bus hätte es sein können.

Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Seine Besonderheit erhält er durch die verschiedenen Dialekte. Stimpfle ist Schwabe, die Geschichte aber spielt in Oberbayern. Die ersten Etappen der Busreise bis zum Mord werden ausführlich beschrieben, sodass ich als Leser einen guten Eindruck von den Sehenswürdigkeiten der Gegend hatte. Wie schon gesagt, gibt es zwei Ansätze für die Ermittlung. Beide Wege werde gekonnt gegenübergestellt. Während Stimpfle und sein Team die Spuren auswerten und die Lage analysieren, spaziert Wimmer durch den Ort. Er hört sich an, was beim Friseur und im Laden so erzählt wird und trennt die Spreu vom Weizen. Gerade dieser Teil des Buches wird sehr humorvoll erzählt. Gekonnt arbeitet der Autor mit Überhöhungen. Ich denke dabei an die Veganerin, bei der ein Metzger schon ein Mörder ist. Klasse fand ich, wie Anna ihr die Meinung gesagt hat. Anna hält sich dieses Mal aus den Ermittlungen vor Ort raus. Ihr Handwerkszeug ist das Internet. Wimmers erster Versuch damit allerdings war wenig gelungen.

Obiges Zitat fällt, als ein Journalist Wimmer aushorchen will. Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören für mich auch die Telefongespräche zwischen Wimmer und Konrad. Obwohl ich das Gespräch nur von einer Seite verfolge, weiß ich genau, was die andere sagt. Hier war weniger mehr – geschickt gemacht. Interessant fand ich die kurzen Ausführungen zur Waffentechnik und den Möglichkeiten, Projektil und Waffe einander zuzuordnen. Im Anhang wird das Thema noch vertieft.

Da ich als Leser die Rechercheergebnisse beider Seiten kannte, war ein Miträtseln gut möglich. Natürlich wurde ich auch auf manche Umwege geschickt.

Das Cover mit Turm und Denkmal passt zur Gegend.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich mag den Humor, der in der Geschichte steckt, und der dem Ganzen nichts von seiner Spannung nimmt.