Rezension

Spannende Mischung aus Ethnokrimi und Politthriller

40 Tage Nacht - Olivier Truc

40 Tage Nacht
von Olivier Truc

Der Franzose Olivier Truc, Skandinavien-Korrespondent der Zeitschrift „Le Monde“ und seit über zwanzig Jahren Wahlschwede, siedelt seinen Politthriller „40 Tage Nacht“ im norwegischen Kautokeino in der Finnmark an. Die Mehrheit der dortigen Bevölkerung sind Samen, die von der Rentierzucht leben. Der Polarwinter bringt eisige Temperaturen und Dunkelheit bei Tag und Nacht, sodass das öffentliche Leben fast vollständig zum Erliegen kommt.

Aber dass das Verbrechen nie schläft, beweist zum einen der Diebstahl eines samischen Nationalheiligtums, einer Schamanentrommel, zum anderen der Mord an einem Rentierzüchter, dessen verstümmelte Leiche unmittelbar danach aufgefunden wird. Zu den Ermittlungen werden zwei Angehörige der länderübergreifenden Rentier-Polizei, Klemet, ein erfahrener Polizist und schwedischer Same sowie seine norwegische Kollegin Nina, die erst vor kurzem ihre Ausbildung abgeschlossen hat,  hinzugezogen.

Die Untersuchungen der beiden Fälle gestalten sich schwierig, denn nicht alle offiziell Beteiligten haben ein Interesse an der Aufklärung der Verbrechen. Dazu haben Klemet und Nina schon wegen ihrer samischen Herkunft mit zahlreichen Vorurteilen zu kämpfen. Aber auch ganz konkrete wirtschaftliche Interessen spielen in den Fall eine Rolle, und im Laufe ihrer Ermittlungen müssen sie feststellen, dass die Gegenwart nur derjenige verstehen kann, der das, was man den Samen in der Vergangenheit angetan hat, mit den aktuellen Vorkommnissen in Beziehung setzt.

Olivier Truc liefert mit „40 Tage Nacht“ eine spannende Mischung aus Ethno-Krimi und Politthriller ab. Dabei geht er zum einen sehr detailliert auf die geografischen und meteorologischen Gegebenheiten, zum anderen aber auch auf die kulturellen Eigenheiten ein, die das Volk der Samen auszeichnen. Es ist eine faszinierende Zivilisation, die er hier beschreibt, und dafür nimmt man als Leser auch gerne das eher gemächliche Tempo zu Beginn in Kauf. Aber mit jeder Seite, die man liest, taucht man tiefer in die Kultur, aber auch in die Historie dieses für uns weitgehend unbekannten Volkes ein und erkennt nach und nach die Zusammenhänge zwischen Gestern und Heute. Man muss sich nur darauf einlassen.

Ein äußerst ungewöhnliches Setting, ein begangenes Unrecht an einem fast vergessenen Volk, eine spannende Geschichte, sympathische Protagonisten – dafür gibt es von mir eine nachdrückliche Leseempfehlung