Rezension

Düsterer Einblick in die samische Kultur

40 Tage Nacht - Olivier Truc

40 Tage Nacht
von Olivier Truc

Rau, kalt, düster - genauso mag ich es bei Krimis und Thrillern am liebsten. Und genau das erwartet den Leser, wenn er oder sie Olivier Trucs Roman aufschlägt.
Dabei ist die Suche nach dem Mörder eigentlich eher zweitrangig. Das Warum war für mich als Leserin viel interessanter. Gerade auch die Verknüpfungen mit der samischen Kultur hat mich dabei überzeugt. Truc zeichnet ein recht lebendiges und glaubwürdiges Bild der gesellschaftlichen Strukturen vor Ort, nicht nur der samischen sondern auch der Schweden.  Dabei gelingt es Truc sich der Thematik auf verschiedenste Weise zu nähren. Er differenziert und zeigt ganz nebenbei auf welchen verschiedenen Blickwinkeln, man vor Ort begegnen kann. Eben jenen, die eher National und Anit-samisch eingestellt sind, aber auch einigen Samen die sich eher gegenüber den Einheimischen abschotten und unter sich bleiben wollen, oder auch Klemet, der mit seiner eigenen samischen Herkunft hadert und oftmals zwischen allen Stühlen sitzt.
Schade fand ich dabei, das Nina, Klemets Kollegin bei der Polizei eher blass und etwas Schablonenhaft bleibt. Mag sein dass, der Autor für weiter Bände mehr mit ihr vor hat. Für "40 Tage Nacht" hat es für mich aber nicht gereicht, mit ihrer Figurenzeichnung zufrieden zu sein. Außerdem waren manche Handlungstränge mit ihr- für meinen Geschmack- nicht sinnvoll in die Handlung eingearbeitet.
Ganz anders Klemet, der für mich glaubwürdig beschrieben wurde. Er war für mich eindeutig die wichtigere Figur und auch sehr viel mehrdimensionaler beschrieben. Auch wenn Nina letztendlich die Person bleibt, die sich traut zu handeln statt immer nur zu beobachten. Immerhin. *g*
Besonders fasziniert hat mich aber eine ganz andere Figur. Aslak, ein Mann der nach alter samischer Tradition das ganze Jahr draußen mit seinen Rentieren lebt, ist für mich die heimliche Hauptfigur des Romans. Seine Geschichte hat mich auch emotional sehr bewegt. Außerdem fand ich, das gerade er am besten beschrieben wird.

Wer atemlose Spannung von Anfang bis zum Schluss sucht, wird vielleichte eher enttäuscht. Der Roman wird zwar durchaus spannend, braucht aber seine Zeit. Der Fokus liegt ganz klar auf anderen Dingen. Ich persönlich hätte vielleicht manchmal einen stärkeren Fokus auf den Mord gehabt. Manche Szenen scheinen sich ewig zu wiederholen. So fahren Klemet und Nina ständig hin und her ohne den Fall wirklich voran zu bringen. Hi und da finde ich, das man merkt das dies Trucs erster Roman ist. Gerade auch in der Konzeption von Nina und auch vielen Andeutungen über Klemet und sie, die oftmals nur sehr unbefriedigend oder sogar gar nicht aufgelöst werden.
Insgesamt hat mich der Roman immer dann besonders überzeugt, wenn es um die samische Kultur, die verschwundenen Trommeln und einige Zusammenstöße mit bestimmen Verdächtigen ging. Ich mochte die düstere Atmosphäre und gerade auch die Auflösung (für mich persönlich sehr wichtig) hat mich überzeugt.