Rezension

Spannende Unterhaltung in und aus Erkelenz

Mordsclique
von Helmut Wichlatz

Bewertet mit 4 Sternen

„Mordclique“ heißt der Debütkrimi des Erkelenzer Autors Helmut Wichlatz. Seinen Kriminalroman hat er dort angesiedelt, wo er beheimatet ist. Die Tür des alten Ladengeschäfts auf dem Cover des Kriminalromans, führt mitten in den Fall hinein. Diese Tür wird wohl dauerhaft geschlossen bleiben, denn die Besitzerin wurde im Hinterzimmer ihres Ladens im Erkelenzer Stadtteil Venrath erschossen.

Der Mord geschah 1988. Der nach Aktenlage verurteilte Täter hat inzwischen seine Strafe verbüßt. Im Jahr 2009 jährt sich das Bestehen des Cusanus-Gymnasiums Erkelenz zum 150ten Mal und der Rektor der Schule plant eine große Feier zu der er auch drei Absolventen der Schule geladen hat, die inzwischen berühmt geworden sind. Alle drei haben ihr Abitur 1988 erworben und sind dann von heute auf morgen aus der Stadt verschwunden. 

Durch kurze Rückblenden in die Vergangenheit ahnt der Leser schon bald, dass die Rückkehr der drei früheren, damals miteinander befreundeten Schüler zu Problemen führen könnte. Zu dieser Clique gehörte auch der verurteilte Täter. Was damals wirklich geschah, offenbart sich Stück für Stück, nicht ohne für reichlich Konfliktstoff in der Gegenwart zu sorgen. Kommissar Benjamin Becker bekommt alle Hände voll zu tun um für die Sicherheit der Prominenten zu sorgen. Trotzdem stirbt einer der drei noch bevor die Feierlichkeiten beginnen. Zunächst herrscht Ratlosigkeit. Mit Hilfe seines Freunds, dem Journalisten Markus Müller begibt Becker sich auf Spurensuche.

Helmut Wichlatz hat mit seinem Debüt nicht nur einen spannenden Krimi geschrieben, sondern bringt auch sehr viel Lokalkolorit in seinem Buch unter. Einen kurzen Blick darf der Leser zwischenzeitlich auf das jeden der eingeladenen prominenten Gäste in seinem  gediegenen täglichen Umfeld werfen, doch Erkelenz ist der Haupthandlungsort auf beiden Zeitebenen. Wenn Müller und Becker sich privat treffen und auch mal zusammen ein Bier in der Stammkneipe trinken gehen, werden Hinweise und Ermittlungsergebnisse ausgetauscht und über dies und jenes im lockeren rheinischen Umgangston miteinander geredet und gescherzt.

Die Perspektive wechselt immer wieder zwischen den beiden zeitebenen. Während sich in der Vergangenheit allmählich deutlicher herauskristallisiert was wirklich passiert ist und wie es zum Mord an der Ladenbesitzerin kam, wird  die Situation in der Gegenwart zunehmend  brisanter nach  dem Eintreffen der berühmten Drei. Die Charaktere der Erkelenzer Ermittler sind stimmig und passen gut in diese Kleinstadt, die da zum Ort von Verbrechen wird.  Da wirkt nichts aufgesetzt, sondern alles so, wie die Menschen hier ihr Leben gestalten. Da ich selbst in Erkelenz wohne und auch hier zur Schule gegangen bin, kann ich das gut beurteilen. Nur die Person des verurteilten Täters war mir nicht ausführlich genug beschrieben, sein Schweigen um das Geschehen fand ich zu wirklichkeitsfern.

Die Sprache ist flüssig zu lesen. Ganz geschickt legt der Autor seine Spuren aus, die nicht nur Becker zunächst in die Irre leiten, sondern auch den Leser von der Ahnung einer Lösung des Falls entfernen. Es kommt zu mehreren ungeahnten Wendungen und schließlich zu einem furiosen Showdown.

Ich kann dieses Buch allen Krimifans empfehlen und darüber hinaus auch den Erkelenzer, die hier sicher Altbekanntes, aber vielelicht auch Neues über ihre Heimat erfahren und bestens unterhalten  werden.