Rezension

Ein etwas anderer Krimi - lesen!

Mordsclique
von Helmut Wichlatz

Bewertet mit 5 Sternen

„...und solche hoffnungslosen Augen wollte er nie wieder sehen...“

 

Erkelenz – Venrath 1988:

Eine alte Frau liegt tot in ihrer Wohnung.

Erkelenz 2009:

Berger ist nach seiner Haftentlassung nach Erkelenz zurückgekehrt. Er war wegen dem Mord an seiner Oma verurteilt worden, hat ihn aber nie gestanden. Jetzt wartet er.

Im Sitzungssaal des Rathauses verkündet Dr. Hermann Sonnenschein, langjähriger Direktor des Gymnasiums, dass aus Anlass des 150jährigen Jubiläums berühmte Absolventen eingeladen wurden und zugesagt haben. Es sind der Popstar Luc Martens, das Model Ellen Kamps und der Unternehmer Bernd Jacobs. Unter den Anwesenden ist auch der Journalist Markus Müller.

Luc Martens macht bei seiner Ankunft eine Andeutung, die Wahrheit aufdecken zu wollen. Am nächsten Morgen ist er tot.

Der Autor hat einen abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen.

Dazu tragen der stellenweise aufgelockerte Schriftstil, aber auch die Rückblenden in die Vergangenheit bei.

Die Personen werden gut charakterisiert. Die Prominenten haben für ihren Lebensstandard einen hohen Preis gezahlt. Luc wurde lange mit Drogen in Verbindung gebracht. Seine Karriere schien zu Ende. Ellen ist magersüchtig. Schönheit hat ihren Preis. Bernd fürchtet um seine Sicherheit. Er hat eigene Leute für seine Bewachung mitgebracht.

Der Journalist Markus Müller und der Polizist Benjamin Becker sind befreundet. Müller ist Pessimist. Stundenlang kann er darüber referieren, warum es anderen besser geht und warum sie mehr erreicht haben als er.

Stück für Stück erfahre ich als Leser, was 1988 wirklich geschehen ist. Obwohl schnell klar scheint, wer der Täter war, wird dies nicht explizit ausgesprochen. Berger jedenfalls war das Bauernopfer. Nur von wem? Als bei Müller die Erinnerungen an 1988 zurückkommen, dem Jahr in dem er sich die ersten Sporen als Journalist verdiente, nehmen die Ermittlungen an Fahrt auf. Obiges Zitat stammt aus Müllers Erinnerungen. Das Jahr 1988 war nicht nur für die drei Prominenten ein Wendepunkt.

Der Schriftstil des Buches ist abwechslungsreich. Die örtlichen Gegebenheiten werden ausführlich beschrieben. An einigen Stellen klingt der regionale Humor durch. Müller neigt zu Melancholie. Die Gespräche zwischen Müller und Becker allerdings gehören mit zu den Höhepunkten des Buches. Sein sprachlichen Können zeigt der Autor schon auf den ersten beiden Seiten. Mehr Platz braucht er nicht, um das Leben der Toten mit seinen Licht- und Schattenseiten in Worte zu fassen. Auch für die Beschreibung des Tatortes verwendet er kein Wort zu viel und keins zu wenig. Krönung ist der letzte Satz des Abschnittes. In den Rückblicken Bergers wird die ganze Tragik seines Lebens deutlich. Unverständnis über das Geschehen und schwindende Hoffnung werden in passenden Worten wiedergegeben. Selbst die drei Prominenten haben jeder seinen eigenen Sprachstil .Bernd strotzt vor Überheblichkeit. Ellen vermag es, Menschen für sich einzunehmen. Luc möchte endlich reinen Tisch machen.

Das Cover mit der geschlossenen Tür ist für mich ein Bild für das Unbekannte, das hinter dieser Tür lauert.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Auch wenn die Auflösung des Falles eher ungewöhnlich war und die Polizei sich nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert hat, wurde die Geschichte spannend entwickelt. Am Ende wurde nicht nur der Fall konsequent zu Ende geführt, sondern Lucs Enthüllungen enthielten eine weitere Überraschung.