Rezension

Spannender historischer Roman

Die Heilerin und der Feuertod - Christiane Lind

Die Heilerin und der Feuertod
von Christiane Lind

Bewertet mit 5 Sternen

„…Kind. Du musst noch lernen, dass man manchmal langsam gehen muss, um sein Ziel zu erreichen…“

 

Ein Junge will um Mitternacht mit seinem Freund einen Schatz heben. Doch der Freund lässt ihn in Stich. Als er zu seinem Elternhaus zurückkehrt, steht das in Flammen. Ein wohlmeinender Nachbar spricht von Brandstiftung und empfiehlt dem Jungen, die Stadt zu verlassen.

Wir schreiben das Jahr 1374 in Braunschweig. Seit dem Brand des Patrizierhauses sind sechs Jahre vergangen. Nun kehrt ein junger Mann in die Stadt zurück. Er nennt sich Righert van Anhald.

Zur  gleichen Zeit erscheint Acchem van dem Broke bei der Begine Aleke. Er bittet sie, seinem Sohn Kersten zu helfen. Der steckt im Kerker, weil er in der Hochzeitsnacht seine Braut ermordet haben soll.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Im Mittelpunkt stehen Righert und Aleke. Alekes Mutter war als Magd bei den Beginen aufgenommen wurden, als sie schwanger war. Acchem van dem Broke zahlte dafür den Beginen einen regelmäßigen Beitrag. Nach dem Tode der Mutter durfte Aleke bleiben. Der Makel der unehelichen Geburt nagt an ihr. Doch sie hat sich einen guten Ruf als Heilerin erarbeitet.

Righerts Sinnen gilt nur einem Ziel. Er will die Mörder seiner Familie überführen. Dem ordnet er all sein Tun unter. Trotzdem sind die Personen keinesfalls einseitig angelegt. Sie sind Menschen mit Stärken und Schwächen.

Nicht nur die Hauptfiguren, auch die Nebenrollen wurden von der Autorin liebevoll charakterisiert.

Die historische Situation in Braunschweig wird umfassend beschrieben. Das Markttreiben hatte ich genauso vor Augen wie das Innere des Hauses des Herrn van dem Broke. Gleichzeitig werde ich mit den Regeln und Sitten der Zeit vertraut gemacht. Doch der Blick reicht über Braunschweig hinaus.

Zwar ermitteln Aleke und Righert in unterschiedlichen Fällen. Trotzdem kreuzen sich ihre Wege immer wieder. Gut gefallen hat mir, dass es die Autorin nicht nur ihren Hauptpersonen ermöglicht, sich im Laufe der Geschichte weiterzuentwickeln, sei es zum Positiven oder zum Negativen.

Das Buch lässt sich zügig lesen. Dazu tragen die komplexen Beziehungen zwischen den Protagonisten, die fesselnde Handlung, aber auch der angenehme Schreibstil bei. Die weisen Ratschläge von Vater Eustacius, die heftigen Dialoge zwischen Aleke und Righert und manch gefühlvolle Szenen wurden gut formuliert und sprachlich gekonnt dargestellt.

Rache und Liebe, Sehnsucht und Hoffnung, Verlassenheit und Niedertracht, Enttäuschung und Hörigkeit sind einige der Themen, die im Buch eine Rolle spielen.

Ein ausführliches Personenregister zu Beginn sowie eine Glossar, die Darlegung historischer Hintergründe und Literaturhinweise am Schluss des Buches ergänzen den Roman.

Das Cover mit der grünen Seidentapete und der jungen Frau passt zum Inhalt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. In einer spannenden Geschichte geht eine junge Frau ihren Weg und bewahrt sich die Menschlichkeit.