Rezension

Spannender Krimi

Venezianische Schatten - Daniela Gesing

Venezianische Schatten
von Daniela Gesing

Bewertet mit 5 Sternen

„...Das Leben ist zu kurz, um sich hinter dem Schreibtisch zu verstecken...“

 

Elisa, eine junge Frau, wird in Venedig am Abend von einem Unbekannten angesprochen. Als er ihr einen Becher mit einem Getränk reicht, weiß sie, dass der Abend anders verlaufen wird, als sie dachte.

Drei Monate später sind Commissario Luca Brassoni und seine Freundin, die Rechtsmedizinerin Carla, in Venedig unterwegs. Vor einer Kirche sehen sie eine verwirrte junge Frau sitzen. Carla kümmert sich um sie und sorgt dafür, dass sie ins Krankenhaus gebracht wird. Dort stellt man eine schwere dissoziative Amnesie fest. Doch das ist nur die eine Seite. Die Frau wurde vergewaltigt und hat Brandwunden am Körper.

Die Autorin hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Es handelt sich um den dritten Fall für Kommissario Luca. Die Geschichte lässt sich flott lesen.

Es ist bekannt, dass es mehrere Vermisstenfälle in Venedig gibt. Doch die Ermittlungen wurden immer eingestellt. Jetzt ist Luca dafür verantwortlich. Er will genauer wissen, woran es bisher scheiterte. Deshalb fragt er in den anderen Dienststellen nach.

Der Autorin gelingt es, die Handlung so geschickt zu stricken, dass ich als Leser mehrmals in die Irre geführt werde. Das Mitraten macht Spaß, ist aber nicht einfach.

Der Schriftstil zeichnet sich durch Abwechslung aus. Die Lage in Venedig und die Veränderungen durch den Tourismus in den letzten Jahren werden anschaulich dargestellt. In die Ermittlungsarbeit werde ich als Leser einbezogen. Dabei konzentriert sich die Autorin auf das Wesentliche. Nicht jede Phase einer Obduktion muss ich miterleben. Dafür aber zeigt sich Carla in der Situation als geduldiger Lehrmeister gegenüber ihrem Assistenten. Sie beherrscht die Einheit von Fordern und Fördern. Die wenigen Teile, in denen ich mit dem Entführer konfrontiert werden, zeichnen ihn mit einer geheimnisvollen Aura. Was er wirklich bezweckt, bleibt lange im Dunkeln. Natürlich mischt auch der Journalist Caruso wieder mit. Obwohl er im letzten Fall lebensgefährlich verletzt wurde, kann er sich nicht heraushalten. Obiges Zitat stammt von ihm. Sehr gut versteht es die Autorin, die Gefühlslage der gefangenen Frauen wiederzugeben. Sie schwankt zwischen Hoffnung und Niedergeschlagenheit, Aufbegehren und Angst. Ganz nebenbei wird Luca von seiner Vergangenheit eingeholt. Es hat Größe, wie Carla darauf reagiert.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Kombination von Kriminalfall und Privatleben ist ausgewogen, der Spannungsbogen hoch und die Geschichte logisch konsequent durchkomponiert.