Rezension

Spannender Regionalkrimi mit viel Lokalkolorit

Hopsgegangen - Erwin Kohl

Hopsgegangen
von Erwin Kohl

Lukas Born, Ex-Polizist, Ex-Ehemann, wohnt aktuell auf einem Campingplatz und arbeitet als privater Ermittler.

Er hadert mit seinem Schicksal, ohne sich davon unterkriegen zu lassen, weil er zu den Geschehnissen steht, die ihn hierhin geführt haben. Nach einem desaströsen Auftrag, in dem es auch um Kameldung ging, steht eine toughe junge Frau vor der Tür, legt ihm 1000 Euro auf den Tisch und bittet ihn um Unterstützung. Er soll auf sie aufpassen, während sie sich mit einem Informanten trifft. Das Geld überzeugt ihn, den Auftrag anzunehmen. Die Umstände sind ihm suspekt – zu Recht, wie sich wenig später herausstellt.

Als er den Ort betritt, an dem sie verabredet sind, findet er ihre Leiche und wird selbst niedergeschlagen. Als er wieder aufwacht, ist die Leiche verschwunden.

Um Spoiler zu vermeiden, beende ich die Anmerkungen zum Inhalt hier. Thematisch geht es um die Pharmaindustrie und ihre Machenschaften. Dabei steht der regionale Bezug stets im Vordergrund. Zwar ist die beschriebene Region – Niederrhein – ziemlich groß, aber wirtschaftlich bestehen wohl eindeutige Zusammenhänge und so kann der Regionalkrimi eben auch mal größere Bereiche abdecken.

Die Figurenkonstellation hat mich sehr angesprochen. Das getrennte Ehepaar hat seine Probleme, die überschatten aber nicht alles, machen eine vernünftige Zusammenarbeit trotzdem möglich. Das macht beide Figuren sympathisch.

Auch die Truppe, die Lukas auf dem Campingplatz um sich versammelt hat, besteht zwar aus „Typen“, im Zusammenspiel aber machen sie beim Lesen Spaß – da man sowieso alles durch die Augen von Born betrachtet (Ich-Erzähler), sind die Wahrnehmungen sowieso durch ihn gefiltert. Seine lakonische Art zu sprechen und zu denken, liest sich sehr angenehm, sorgt trotz aller Schwere des Falles für einen gewissen Humor und für Geschwindigkeit. Born ist ungeduldig, entsprechend schnell folgt eine Aktion auf die nächste, Überraschungen inklusive.

Das Titelbild hat mich sehr angesprochen, es hat allerdings nichts mit dem Fall zu tun, vielleicht abgesehen von der Giftflasche auf dem Verbotsschild.

Diesen Regionalkrimi kann ich allen empfehlen, die einen spannenden Fall mit ungewöhnlichen Ermittlern lesen wollen oder sich für das Thema Pharma interessieren.