Rezension

Spannender und gut recherchierter Roman über die Händlerin Ingunn und das Ende der Wikingerzeit

Herrin des Nordens - Martha S. Marcus

Herrin des Nordens
von Martha S. Marcus

Haithabu ist Mitte des 11. Jahrhunderts die wichtigste Handelsstadt der Wikinger. Hier, wo Waren aus aller Welt umgeschlagen werden, wächst Ingunn als Tochter eines angesehenen Kaufmanns auf. Sie erhält eine für Frauen zu dieser Zeit ungewöhnlich umfangreiche Ausbildung - ein Glücksfall, denn ein Angriff auf Haithabu zwingt die junge Ingunn, die  Geschicke und Geschäfte der Familie selbst in die Hand zu nehmen.

Auf über 700 Seiten erzählt das Buch die Geschichte vom aufgeweckten Mädchen Ingunn, das Jahrzehnte später schließlich eine Herrin des Nordens geworden ist. Dabei tauchen reale Persönlichkeiten der damaligen Zeit auf und die großen Konflikte dieser Epoche gegen Ende der Wikingerzeit - insbesondere die Christianisierung - werden thematisiert. Gleichzeitig werden zahlreiche fiktive Charaktere lebendig beschrieben und neben den großen politischen Themen bleibt genug Platz für die Beziehungen zwischen ihnen und den Alltag im 11. Jahrhundert.

Anfangs habe ich eine Weile gebraucht um in die Geschichte zu finden. Viele Namen, die Konflikte zwischen den einzelnen Herrschern und detaillierte Beschreibungen haben zu Beginn Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen gefordert. Spätestens nach 100 Seiten hat sich dies jedoch bezahlt gemacht und ich konnte das Buch kaum noch weglegen. Gerade die detaillieten Beschreibungen und die präzisen historischen Darstellungen sehe ich mittlerweile als große Stärke dieses Buches. Denn am Ende hatte ich nicht nur eine spannende Geschichte gelesen, sondern auch ein Gefühl für diese Epoche am Ende der Wikingerzeit entwickelt.

Wer historische Romane mag und sich von 750 Seiten nicht abschrecken lässt, dem kann ich "Herrin des Nordens" daher nur empfehlen!