Rezension

spannender zweiter Teil der Trilogie

Oxen. Der dunkle Mann
von Jens Henrik Jensen

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich bin nun beim zweiten Teil der Trilogie von Jens Henrik Jensen "Oxen" angekommen. Dieser trägt den Untertitel "Der dunkle Mann". Niels Oxen, der im ersten Band mit der bei einem Einsatz am Bein schwer verletzten Margrethe Franck, anbandelte, ist untergetaucht. Zu ihrem letzten Date ist er nicht erscheinen. Sein durch vielfältige Traumata gestörtes Verhältnis zur Gesellschaft lässt ihn durch einen Zufall bei einem alten Fischbauern unterkommen. Unter falschem Namen und fremder Sprache schottet er sich komplett von der Außenwelt ab. Genug Geld hat er ja bekommen von Axel Mossmann, dem Chef vom PET für seine Arbeit bei der Aufklärung übler Gewaltverbrechen.

 

Oxen misstraut ihm, denn Mossmann hat seiner Ansicht nach zu viel zu verbergen, ist nicht ehrlich, weder zu ihm noch zu Margrethe. Und auch Margrethe, die in Mossmann so etwas wie einen väterlichen Fürsprecher sah, hat kein Vertrauen mehr zu ihrem Chef. Das zieht sich durch die Geschichte des zweiten Bandes hindurch. Franck bekommt den Auftrag Oxen zu finden. Aber da ist nichts, keine Spur, keine Dateien, keine Einträge, Kreditkartenabrechnungen oder Mietverträge. Ob er überhaupt noch lebt? Margrethe überprüft noch einmal alle Spuren und natürlich kommt es wie es kommen muss. Sie findet ihn. Doch nicht nur sie.

 

Der Geheimbund des Danehofes ist in der Zeit ebenfalls nicht untätig und sieht in Oxen einer seiner stärksten Feinde, der unbedingt eliminiert werden muss. Einerseits möchte auch Oxen den Danehof vernichten, andererseits sind die Akteure auf Seiten der Bösen allen immer einen Schritt voraus. Der Autor lässt uns auch diese Protagonisten beobachten, diese Oberschicht der Gesellschaft, die in allen Bereichen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ihre Fühler ausgestreckt hat. Überall haben sie in Machtpositionen eigene Leute sitzen, die die Menschen in Dänemark nach ihren Vorstellungen leiten sollen. Mit ihren eigenen Mitgliedern, die in Ungnade gefallen sind oder zu alt und schwach werden gehen sie genauso gewissenlos um wie mit ihren Feinden. Sie werden gnadenlos eliminiert. Der Geheimbund kann natürlich nicht ohne Unterstützung agieren, obwohl auch sie selbst sich nie zu schade sind, um ihre Waffen zu benutzen. Es kommt zu einem Katz- und Mausspiel zwischen allen Beteiligten.

 

Wer greift wen an, fängt, vertreibt oder tötet? Welches Spiel verfolgt Mossmann? Gehört auch er zum Danehof oder steht er doch auf der Seite von Oxen und Margrethe? Der Wechsel zwischen ruhigen Passagen und temporeichen Strecken wechseln sich ab. Jensen versteht es wie Stieg Larsson bei Lisbeth Salander die tiefen Abgründe zu offenbaren, in denen Oxen gefangen ist. Wie einzelne Geräusche oder Gegenstände, ein Duft, der in der Luft hängt, Traumata wieder zu triggern, Flashbacks hervorzulocken. Dabei lässt Jensen seine Protagonisten die Kräfte der Natur genauso wie die neuesten technischen Spielereien nutzen. Der dritte Band liegt schon bereit, mal sehen, wie es mit Oxen und Margrethe enden wird.

 

Mehr vom Autor und seinen Büchern findet sich zum Beispiel unter: https://jenshenrikjensen.de/