Rezension

Sprachlich ungemein gelungene Erzählungen von den weniger sonnigen Seiten Floridas

Milch Blut Hitze -

Milch Blut Hitze
von Dantiel W. Moniz

Florida - Sunshine State - People of Color - niedrigere Gesellschaftsschichten - entscheidende Situationen - tragische Entscheidungen - tragische Entwicklungen - was bestimmt das eigene Leben - wie kommen unsere Entscheidungen zustande - Frauen & Mädchen - Mütter & Töchter - schwierige Familien - Pubertät und Entfremdung - Freundschaften in der Jugend

Florida ist der Sunshine State der USA. Viele wohlhabende Amerikaner und Menschen aus aller Welt haben hier ihren (Neben-) Wohnsitz oder verbringen die Winter hier. Tolle Hotels, exklusive Golfclubs und viele Villengegenden prägen nach außen hin den Staat. Aber es leben hier auch viele normale Menschen. Diese sind nicht reich, sondern gehören eher zu den "Working Poor" und müssen sich ihr Leben mit ganz normalen Jobs verdienen. Mehrheitlich wird von Frauen oder Mädchen erzählt, die meisten davon People of Color und damit oft in die niedrigeren Gesellschaftsschichten verbannt. Doch Rassismus ist ein Thema, das im Buch eher sehr subtil daherkommt. Meistens geht es um entscheidende, tragische Momente im Leben. Die erste, titelgebende Geschichte, schlägt hier direkt voll zu. Für die Leser:in ist danach sicherlich eine Pause zum Nachdenken und Verarbeiten notwendig. Ich selbst habe nicht kontinuierlich gelesen und nicht jede der Geschichten ist auf den ersten Blick so dramatisch wie die erste. Allerdings merkte ich immer mehr, wie viel Zeit ich brauchte, um die Erzählungen zu verarbeiten. Sie lesen sich zwar leicht - dringen aber in tiefe Gefühlsschichten ein. Auch dann, wenn die erzählte Lebenswirklichkeit weit weg ist von der eigenen.

Literarisch daher eine unbedingt empfehlenswerte Entdeckung. Sprachgewaltig, tiefgründig und doch so gefährlich leicht zu lesen. Die Wucht der Wirkung kommt später. Gewaltig und eindrucksvoll. Ich habe lange für die Lektüre gebraucht, da ich nicht mehr als 1-3 Geschichten pro Woche lesen konnte. Einige habe ich mir sogar noch aufgespart. Denn ich möchte mir noch ein paar Momente eines vollkommenen sprachlichen Debüts aufbewahren. So etwas wie dieses Buch gibt es nämlich selten.