Rezension

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Starker Hauptteil, schwaches Ende

Isegrim - Antje Babendererde

Isegrim
von Antje Babendererde

Bewertet mit 4 Sternen

~~Jola verbringt ihre Zeit am Liebsten im Wald - dorthin kann sie vor der Angststörung ihrer Mutter und ihrem Freund Kai flüchten, wenn sie sich ihrer Gefühle wieder einmal nicht sicher ist. In letzter Zeit fühlt sie sich jedoch häufig beobachtet und Spuren deuten darauf hin, dass ein Wolf sich in ihrem Refugium niedergelassen hat. Dann taucht der mysteriöse Junge Olek auf, der ein düsteres Geheimnis mit sich herumträgt, genau wie die Bewohner des Dorfes, die einst einen amerikanischen Soldaten töteten, um den Mord einem Polen anhängen zu können. Aber was haben diese Ereignisse mit dem Verschwinden von Jolas Kindheitsfreundin Alina zu tun? Läuft deren mutmaßlicher Mörder etwa immer noch frei herum? Die Hinweise darauf häufen sich und zu allem Überfluss verliebt Jola sich auch noch in Olek, dem sie im Wald das Leben rettet.

 Der Schreibstil war sehr flüssig und daher angenehm leicht zu lesen.

 Die mehrfache Erwähnung von Rotkäppchen im Zusammenhang mit dem "bösen Wolf" und die Einschübe am Ende vieler Kapitel, in denen der mutmaßliche Mörder seine "Zimtprinzessin" besingt geben dem Ganzen etwas märchenhaftes.

 Gekonnt legt die Autorin falsche Spuren, indem sie z.B. den traumatisierten Magnus auftreten lässt oder den zwielichtigen Trinker Hubert Trefflich, der überall mit seiner Flinte herumwedelt, in äußerst verdächtige Situationen bringt, genau wie ein kurzzeitig verschwundenes Mädchen dann wieder auftauchen zu lassen.

 Letzteres ist meiner Meinung nach jedoch einmal zu viel passiert, was stark zu dem leider sehr schwachen Ende beigetragen hat.
 Als Jolas Verhältnis mit Olek endlich auffliegt, nachdem sie Kai wochenlang angelogen hat, und der wütende Dorfmob sich auf den Dieb, der immer wieder Nahrungsmittel und Kleidung von den Bewohnern gestohlen hat, stürzen will, nimmt die Geschichte zwar stark an Fahrt auf und auch, als Kais kleine Nichte Elli verschwindet und Jola deren Bissspuren am Arm eines Mannes entdeckt wird die Spannung noch einmal gesteigert. Doch kurz nachdem Jola entführt wird, ist sie wieder frei und die Erklärung ist so simpel und unkompliziert, dass sie wirklich  langweilig erscheint im Gegensatz zum Rest des Buches. Keinerlei Kombinationsgabe war mehr von irgendeiner Seite erforderlich für des Rätsels Lösung und das fand ich sehr schade.

 Jola ist mir zuweilen mit ihrem unreifen Verhalten stark auf die Nerven gegangen (es hat mich einfach nur wütend gemacht, wie sie Kai behandelt hat, der sich so viel Mühe mit ihr gegeben hat), dafür und für den Schluss gibt es jeweils einen halben Stern Abzug, aber ansonsten kann ich das Buch sehr empfehlen!

 Runde Charaktere, märchenhafte Elemente und gut verwobene Hintergründe!