Rezension

Sympahtische Protagonisten, geheimnisvolle Hintergründe und kleine Seitenhiebe

Obsidian, Band 1: Obsidian. Schattendunkel - Jennifer L. Armentrout

Obsidian, Band 1: Obsidian. Schattendunkel
von Jennifer L. Armentrout

Bewertet mit 4 Sternen

Das Cover von “Obsidian” zeigt zwei Gestalten inmitten einer Wiese. Die Wiese ist von so hellem Licht umgeben, dass man sowohl von den zwei Gestalten – vermutlich ein Mann und eine Frau – als auch den Gräsern auf der Wiese nicht viel mehr als die Silhouetten erkennen kann. Ein geheimnisvolles Cover, das absolut perfekt zum Inhalt des Buches passt. Was vermutlich auch der Grund dafür ist, dass der amerikanische Verlag es für seine Ausgabe übernehmen wird.

Für Buchbloggerin Katy bricht die Welt zusammen, als sie aus dem sonnigen Florida in einen winzigen Ort in West Virginia ziehen und dort tatsächlich erst einmal ohne Internet auskommen muss. Den direkten Nachbarn steht sie zwiespältig gegenüber, der gleichaltrige Daemon ist einfach nur unverschämt, während seine Schwester Dee die ideale beste Freundin zu sein scheint – auch wenn ihr Bruder ganz offensichtlich einiges gegen ihre Freundschaft einzuwenden hat. Und nicht nur sein Verhalten ist ziemlich merkwürdig, das ganze Dorf verhält sich irgendwie komisch. Als Katy dann von einem Irren angegriffen wird, der sie zwingen will ihr zu sagen, wo er “Sie” finden kann, ist es mit dem von Katies Mutter geplanten beschaulichen Kleinstadtleben jedenfalls vorbei.

Mit der Hauptperson des Buches können sich vermutlich einige der im Netz aktiven Leseratten identifizieren. Eine Buchbloggerin als Heldin eines Romans einzusetzen ist wirklich eine tolle Idee – ich frage mich ja, warum vorher noch niemand (zumindest niemand, von dem ich bereits etwas gelesen habe) darauf gekommen ist. Bei mir hat die Autorin damit jedenfalls gleich einige Bonuspunkte eingeheimst, insbesondere, da sie Katies Bloggeralltag und ihre Leselust absolut gekonnt in die Geschichte einfließen lässt.

Die männliche Hauptperson Daemon lässt nicht nur Katies Herz höher schlagen – zumindest so lange, bis er den Mund aufmacht. Der heiße Typ ist nämlich alles andere als zahm und könnte vermutlich selbst die ausgeglichenste Person auf die Palme bringen. Um Katie zur Verzweiflung zu bringen, muss er sich allerdings nicht einmal sonderlich anstrengen. Seine Schwester hingegen sieht nicht nur klasse aus, sondern ist es auch – kein Wunder, dass sich Katie und sie schnell verstehen. Die starke Abneigung Daemons (und einiger anderer) gegen diese Freundschaft ist da erst einmal völlig abwegig. Als Leser ist man jedenfalls verdammt froh, dass sich die zwei Mädels gefunden haben – und Dee ist mir fast ebenso schnell ans Herz gewachsen wie Katie. Durch Dees Bemühungen wird sogar die Beziehung zwischen Daemon und Katie besser – manchmal zumindest. Ich habe mich wie Katie das ein oder andere Mal gefragt, wie in einer Person so verschiedene Persönlichkeiten stecken können. Aber für Dee ist Katie durchaus bereit, sich mit Daemon zu arrangieren und als Leser kann man sich einfach mit dem Buch zurücklehnen und ihre Zusammenstöße genießen – ohne die würde dem Buch definitiv etwas fehlen.

Der Plot selbst lässt den Leser an manchen Stellen mit einem Schmunzeln an Stephenie Meyers Biss-Reihe denken und auch vor einigen Klischees macht die Autorin keinen Halt, beides allerdings nur, um ihre Geschichte mit einem mehr oder weniger dezenten Seitenhieb in ganz andere Richtungen zu stoßen. Den Leser erwartet hier trotz geheimnisvoller und abweisender Hauptperson eben keine “typische” Jugendromanze. Ganz so fantastisch, wie sie auf den ersten Blick erscheint, ist sie allerdings auch nicht – obwohl das keinen Fantasyleser von dem Buch abhalten sollte. Mir hat es gefallen, über die merkwürdigen Situationen zu sinnieren und zu überlegen, ob ich nun Katie oder Daemon Glauben schenken soll – und wie Katie hätte ich mit den tatsächlichen Hintergründen absolut nicht gerechnet. Dafür hat Jennifer L. Armentrout mich einfach viel zu oft auf die falsche Fährte gelockt.

Mit der Aufdeckung des Geheimnisses ist die Geschichte aber noch längst nicht zu Ende. Jedes Geheimnis birgt seine Gefahren und diese sind tatsächlich tödlich. Um ihnen entgegenzutreten, braucht Katie all ihren Mut und verdammt viel Dusel – das ist glücklicherweise in ausreichenden Mengen vorhanden und so geht die Geschichte trotz einiger Zittermomente ganz gut aus. Tatsächlich sollte das Ende jeden Romantiker zufrieden stellen, auch wenn sich sowohl Daemon als auch Katie alle Optionen offen halten – was würde sonst auch mit den ganzen amüsanten Streitgesprächen passieren? Ich jedenfalls bin nach der letzten Seite ziemlich gespannt auf ihr nächstes Aufeinandertreffen.

Katie und Daemons machen einen Großteil der Geschichte aus, der mystische und geheimnisvolle Hintergrund und die vielen kleinen Seitenhiebe auf andere Romane und Klischees verleihen der Geschichte dann ihr besonderes Flair. Mir hat die Mischung wirklich gut gefallen. Und auch, wenn die Liebesgeschichte an sich nichts Besonderes ist, die Figuren, ihre Hintergründe sowie der spritzige Schreibstil der Autorin machen sie eben doch zu etwas Besonderen.