Rezension

Täter und Motiv stehen zu früh fest

Tod im Schärengarten - Viveca Sten

Tod im Schärengarten
von Viveca Sten

Bewertet mit 3 Sternen

"Tod im Schärengarten" ist der zweite Fall, dem sich Thomas Andreassons und seine Jugendfreundin Nora auf der schwedischen Sommerinsel Sandhamn widmen. Der bekannte Anwalt Oscar Juliander wird beim Start einer Segelregatta erschossen. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, denn es waren viele Menschen anwesend und der Täter war ein absoluter Profi. Doch mit dem zweiten Mord spielt der Mörder den Ermittlern in die Karten.

Vor dieser Rezension habe ich mir noch einmal meine Kritikpunkte zum ersten Teil durchgelesen und ich musste schnell feststellen, dass sich das Niveau nicht geändert hat. Einige Aspekte haben sich verbessert, andere dagegen verschlechert. Vieles hat die Autorin aber auch konsequent durchgezogen. Dadurch kristallisiert sich bereits ein Stil heraus, bei dem jeder Leser selber entscheiden muss, ob ihm dieser entgegenkommt.

Verbessert hat sich auf jeden Fall der Grundstil. Die Kapitel sind kurz gehalten, dadurch werden selbst langanhaltende Themen mit etwas Pepp versehen und der Lesefluss gelingt einfach leichter. Mit Thomas als Ermittler haben wir ebenfalls eine Verbesserung. Im ersten Teil stand er hinter seiner Jugendfreundin Nora deutlich zurück, aber hier übernimmt er definitiv den dominanten Part. Man findet als Leser einen viel besseren Zugang zu seinem ganzen Ermittlerteam, aber auch zu seiner eigenen Person. Dabei fällt auf, dass er mit seiner Partnerin ein gleichberechtigtes Duo bildet, in dem jeder seine Stärken einbringen kann.

Was gleich geblieben ist, wenn nicht sogar schlimmer geworden ist, ist das Rätsel um die Figur der Nora. Im ersten Teil hat sie Thomas den Rang abgelaufen, der Fall war aber auch persönlich angehaucht, so dass man ihre Involvierung noch nachvollziehen konnte. In diesem Band spielt aber fast ausschließlich ihr Privatleben eine Rolle. Nora hadert mit den Folgen des Kriminalfalles aus dem ersten Band. Nur zwei konkrete Begegnungen gibt es zwischen ihr und Thomas und einmal setzt sie ihre Erkenntnisse als Juristin ein und bringt den Fall auch entscheidend weiter. Aber ansonsten bleibt einfach nur die Frage: was sollte das jetzt? Ist das hier ein Schwedenkrimi oder ein Frauenroman? Es scheint beides zu sein, aber dafür lese ich dieses Buch nicht.

Was schlechter geworden ist, ist die Konstruktion des Falls. Zunächst beginnt alles spannend, auch durch die eingeworfenen Perspektiven einzelner Verdächtiger oder potenzieller weiterer Opfer wird Spannung geboten. Doch irgendwann ist einfach die Luft raus, die Zeit schreitet voran und man hat das Gefühl die Ermittler machen nichts. Die Zeit vergeht, dann ist man hier krank, dann ist hier mal eine Befragung und schwupps ist eine Woche um. Was mir aber gar nicht gefiel war, dass der Täter und auch sein Motiv bereits kurz nach der Hälfte des Krimis klar waren. Es geht nicht darum, dass man schonmal richtig vermutet und dann doch wieder ändert, das gefällt mir sogar sehr gut. Aber hier gab es nach 180 Seiten einfach nichts mehr zu rütteln. Die Frage war nur noch, wodurch verrät sich der Täter. Sehr, sehr schade, das hätte man cleverer gestalten können.

Fazit: Mit "Tod im Schärengarten" konnte Viveca Sten sich nicht steigern. Im Grundstil hat sie sich verbessert, im Hinblick auf die Gestaltung des Falles liefert sie jedoch einen Flop. Und die Figur der Nora bleibt weiter ein großes Mysterium, da bin ich echt gespannt, wie sich die Geschichte da weiterentwickelt. Aber ich habe noch Hoffnung, dass einige Aspekte verbesserbar sind. Da heißt es aber abzuwarten.