Rezension

Teuflisch unausgegoren

Fürchte nicht das tiefe blaue Meer - April G. Tucholke

Fürchte nicht das tiefe blaue Meer
von April G. Tucholke

Beschreibung:
Ein Mystery-Thriller mit Sogwirkung ... In Violet Whites verschlafenem Küstenort ist nicht viel los – bis River West in Violets Gästehaus einzieht. Plötzlich wird ein Phantom gesichtet, Kinder verschwinden und ein Mann bringt sich um. Hat River damit zu tun? Er weicht jeder Frage über seine Vergangenheit aus. Violets Großmutter hat sie vor dem Teufel gewarnt – aber dass er ein Junge sein könnte, der viel Kaffee trinkt, gerne in der Sonne schläft und Violet auf dem Friedhof so küsst, dass man zurückküssen möchte – das hat sie nicht gesagt. Während der Horror eskaliert, verliebt sich Violet so heftig, dass sie River nicht mehr widerstehen kann – und genau das ist seine Absicht …

Die Autorin:
April Genevieve Tucholke liebt Filmklassiker, rothaarige Bösewichter, geräumige Küchen und Gespräche über Mordfälle beim Abendessen. Sie und ihr Mann – ein Bibliothekar und Journalist – leben in Oregon. Fürchte nicht das tiefe blaue Meer ist ihr erster Roman.

Meine Meinung:
Violet lebt mit ihrem Zwillingsbruder Luke in Echo, einem Küstenort. Die beiden bewohnen eine riesigen Villa am Meer, die sie "Citizen Kane" getauft haben. Ihre Eltern sind ständig unterwegs, frönen ihrem Künsterleben, und lassen Violet und Luke immer lange allein. Violet vermisst ihre Großmutter Freddie, die verstorben ist und wühlt sich in dem großen Haus regelmäßig durch deren Sachen.
Da den Geschwistern langsam das Geld ausgeht, beschließt Violet, das Gästehaus zu vermieten. Und prompt präsentiert sich ein Interessent: River West. Gutaussehend, geheimnisvoll und reich. Er tischt ihr irgendeine Geschichte auf, die sich im Verlauf des Buches auch mal ändert, und Violet - schon bereits nach Stunden - trunken vor Verliebtheit - nimmt ihn natürlich gern bei sich auf.
Ab dem Zeitpunkt häufen sich plötzlich mysteriöse Ereignisse in dem verschlafenem Örtchen. Ihre Freundin Sunshine sieht im Tunnel ein Wesen mit pelzigen Zähnen, und die Kinder jagen auf dem Friedhof mit angespitzten Ästen den Teufel.
Was ist hier los?

Der Beginn der Geschichte hat mich durchaus fasziniert, jedoch konnte ich nach und nach nur noch mit dem Kopf schütteln.
Violet ist sofort in River verliebt. Sie spürt natürlich, dass von ihm eine Gefahr ausgeht, und jedes Mal, wenn sie etwas hinterfragt, meint er ganz lässig: "Später, okay?" Na klar, Violet akzeptiert.
Und so geht das weiter und weiter. Ich meine, wenn schon so abstruse Dinge geschehen, reagiert man doch ganz anders. Als sie dann mehr weiß, reagiert sie auch nicht schlauer, sondern nimmt aufgrund ihrer Zuneigung alles in Kauf. Er könnte ein Mörder sein, sie kennt ihn überhaupt nicht, vertraut ihm aber bedingungslos.
Dabei habe ich gar nicht verstanden, was so toll an ihm war.

Zwischendurch war die Story auch zäh zu lesen. Da werden Mystery- und Horrorelemente ausgegraben, die einen zwar auch schaudern lassen, aber irgendwie skurril erscheinen. Eine Aneinanderreihung von Ideen, die aber nicht ineinander greifen.

Man fühlt sich zudem irgendwie in eine ganz andere Zeit versetzt, wenn z. B. der Film "Casablanca" unter freiem Himmel gezeigt wird, oder Violet mit den Klamotten ihrer Oma herumrennt. Knackpunkt ist aber, dass es im Heute spielt, nicht im Damals. Das erscheint dann etwas merkwürdig und passte nicht in die Szenerie, auch wenn ich die 40er und 50er faszinierend finde. Man denkt, das Buch spielt allgemein in der Vergangenheit.

Zum Finale hin nahm das Buch dann erst Fahrt auf, aber das empfand ich als zu weit hergeholt.
Insgesamt war der Schreibstil sehr angenehm, aber die Handlung an sich hat mich erst zum Ende mitgerissen, wobei ich die Auflösung auch nicht so schlüssig fand.

2,5 Sterne.