Rezension

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So gar nicht meins...

Fürchte nicht das tiefe blaue Meer - April G. Tucholke

Fürchte nicht das tiefe blaue Meer
von April G. Tucholke

Bewertet mit 2 Sternen

ZUR AUFMACHUNG

GEIL! Einfach geil! Das Cover ist genial und der Titel ist auch einfach wunderbar! Zur Geschichte passt es im Prinzip auch super, also da haben die Verlage ganze Arbeit geleistet! Herrlich sowas!

ZUM BUCH

Wer mir auf Goodreads folgt, der weiß, dass Fürchte nicht das tiefe blaue Meer und ich keine Freunde geworden sind. Es versprach ein gruseliges Abenteuer mit jeder Menge Mysterien und Geheimnissen zu werden. Aber das war es in meinen Augen einfach nicht. Ich kenne sehr viele Leute, die dieses Buch genial fanden, daher kann es auch nur meine bescheidene Meinung sein und vielleicht habe ich auch einfach schon zu viele Young Adult Fantasy Romane gelesen, aber für mich war das Buch nichts anderes als all die anderen Romane. Und genau das war es, was ich eigentlich NICHT erwartet hatte.
Fangen wir vorne an: Die Dinge, die ich mochte, das war vor allem der Schreibstil die meiste Zeit. April Genevieve Tucholke hat die Fähigkeit dazu bezaubernde Worte auf Papier zu bringen und ja, ich war an der einen oder anderen Stelle wirklich begeistert und konnte die Faszination der Leser in dem Sinne durchaus verstehen. 
Dann war da die Idee an sich. Das Spielen mit dem Teufel und River, der hier als Teufel dargestellt wird, es aber eigentlich nicht ist. Das, was River WIRKLICH ist, das war die sehr sehr gute Idee. Ein Ansatz mit sehr viel Potential.
Und drittens war da das Ende der Geschichte. Die letzten 50 Seiten etwa konnten mich komplett packen und mitreißen und waren wirklich actionreich geschrieben... Aber es sind eben nur die letzten 50 Seiten.
Womit wir bei den Punkten waren, die mir nicht gefallen haben. Ich bin mir sicher, dass vieles davon andere nicht gestört hätte. Es gibt so Bücher, die liest man und man weiß nach der Hälfte einfach, dass man damit nicht mehr glücklich wird und einem fallen die kleinsten Fehler und Ungereimtheiten auf und das wurmt einen jedes Mal immer mehr und mehr bis man richtigen Hass für die Geschichte entwickelt. Einige dieser Punkte basieren sicher auf diesem Phänomen.
Zum ersten ist da die Tatsache, dass wir hier Isabella Swan als Hauptcharakter haben. Ja, ich weiß, ihr hasst es unheimlich, wenn alle YA Geschichten direkt mit Twilight verglichen werden, aber glaubt mir, Violet ist wirklich wie Bella. Wobei, nein, Bella war seltsam, Violet ist verrückt. 
Sie lebt sehr in sich gekehrt und ist damit auch vollkommen glücklich. Sie macht den lieben langen Tag nichts anderes als zu lesen. Keine Bücher wohlgemerkt, das ist etwas für das niedere Volk (Violet ist auch noch adelig!) sondern Kurzgeschichten. Ihren Bruder kann sie so gar nicht leiden, weil der ungebildet und dumm ist. Die einzige Person in Violets Leben, die sie wirklich mag, das ist ihre Großmutter. Die tot ist. Violet trägt aber immer die Klamotten ihrer Großmutter, weil sie das ihr näher bringt. Auch deren Nachthemden natürlich.
Und dann kommt da River. Der gutaussehende River mit seinem Oldtimer, der genial kochen und Hochsteckfrisuren machen kann und zudem auch noch sie ihrem Bruder vorzieht. Und die beiden gehen picknicken und sich im Open Air Kino Schwarz Weiß Filme ansehen, weil sie die ja beide lieben... Achso hatte ich erwähnt, dass das alles gefühlt innerhalb von einem Tag passiert? Und dass sie in der ersten Nacht schon neben ihm schläft? Und dass das so ein Edward-Bella-Instalove-Ding ist?
Was River angeht, so mochte ich ihn eine Zeit lang wirklich gern und dachte, alles würde sich zum Guten wenden und ich würde das Buch noch mögen, aber dann hat er etwas getan, was man einfach nicht wegdiskutieren kann und Violet akzeptiert das, weil sie ihn ja "liebt" (nach drei Tagen) und ich konnte das einfach nicht. Vielleicht lag es ja daran, dass ich ihn nicht liebe? *hust* kleiner Scherz am Rande *hust* Aber Mord ist so eine Sache, die man jetzt nicht so leicht verzeiht...
Charaktere mal beiseite ist da auch noch die Tatsache, dass die Handlung sehr viele Logikfehler aufweist. Nicht nur hier und da einen, sondern wirklich viele. Dass mir das aufgefallen ist, das liegt sicher daran, dass ich schon in meinem "ARGH"-Modus war, aber trotzdem waren sie da. Wieso schaltet niemand das Jugendamt ein, wenn Minderjährige allein in einer Villa wohnen (Ihre Eltern sind übrigens am Leben und wohlauf irgendwo in Europa, rufen aber nie an)? Wieso vermietet Violet einen Teil des Hauses an einen völlig Fremden (übrigens weiß sie nicht, ob dieser ebenfalls minderjährig oder schon volljährig ist) ohne Papiere zu verlangen? Wieso gibt es in diesem Roman so gut wie gar keine Erwachsenen? Wieso hat River dem Mädchen im Baumhaus nicht schon viel früher gesagt, dass es rauskommen kann (achja richtig, er ist ja ein grausamer Mensch, der Kinder gerne leiden sieht...)? Wieso kann Jack am Ende einfach bei den beiden (MINDERJÄHRIGEN) einziehen?! Ich meine WTF? Wieso werden die Eltern nicht informiert, dass ihre Tochter sich das Leben nehmen wollte (wonach es ja für die Ärzte aussieht)?
Und dann ist da noch der Schreibstil. Und ich weiß, ich habe gesagt, dass das ein Pluspunkt ist, aber es ist auch ein Kritikpunkt. Die Autorin neigt dazu mit sehr vielen Worten eine sehr simple Sache darzustellen. Und sie neigt dazu dem Leser alles vorzukauen. Wenn da wer ein "komisches" Gesicht bei einem ernsten Gespräch macht, wird erwähnt, dass komisch hier nicht lustig, sondern seltsam heißt... O.o

FAZIT

Schreibstil: 3 Herzen
  Charaktere: 0,5 Herzen
 Spannung: 3 Herzen
 Emotionale Tiefe: 2,5 Herzen
 Humor: 2,5 Herzen
 Originalität: 1,5 Herzen
Logik: 0,5 Herzen

Ein Roman, dem ich persönlich leider sehr wenig abgewinnen konnte. Für mich war das eine Gothik Version von Twilight mit sehr überspitzten Charakteren. Schade, da die Grundidee super war und die Autorin durchaus Talent hat!