Rezension

Thema verfehlt - und auch sonst viele Fragezeichen

Kesselsturm - Oliver Wolf

Kesselsturm
von Oliver Wolf

Sehr schade. Mit großer Neugierde habe ich begonnen, diesen Roman zu lesen und habe, gem. Klappentext und Cover, einen Umweltkrimi erwartet. Was einem das Buch resp. der Autor dann aber liefert, ist etwas ganz anderes.

Im Stuttgarter S-Bahn Netz treibt ein geheimnisvoller Mörder sein Unwesen, scheinbar wahllos erschießt dieser Unbekannte Fahrgäste und hinterlässt so gut wie keine Spuren, auch die wenigen Zeugenaussagen bringen keinerlei Hinweise. Die Ermittler Antonia Ronda und André Bürkle tappen deshalb zunächst in einem beinahe undurchdringlichen Dunkel. Des Weiteren mischt der Autor diese heute angesiedelte Handlung mit einem historischen Stoff, der mit der Hauptfigur Geofin die Geschichte einer germanischen Frau im 3. Jahrhundert erzählt. Geofin überlebt als Einzige den Überfall auf ihr Dorf und landet nach einigen Wirren im Haushalt eines Römers, der ein römisches Dorf auf germanischen Grund befehligt.
Die Zusammenhänge zwischen diesen beiden Hauptsträngen bleiben bis ganz zum Schluss im Dunkeln, sind dann zwar logisch und erklärbar, aber keineswegs überzeugend dargestellt. Nicht wirklich logisch und ebenfalls nicht überzeugend fand ich den Zusammenhang zwischen den S-Bahn-Morden und dem eigentlichen Drahtzieher.

Trotzdem – der Roman ist spannend zu lesen und es gelingt dem Autor gut, die Spannung permanent zu halten und zum Ende hin zu steigern. So weit, so gut.  Allerdings habe ich auch eine Reihe Kritikpunkte, die es schwer machen, diesen Roman wirklich zu empfehlen. Diese sind eher im „Handwerklichen“ zu suchen, wobei hier Autor und Verlag gleichermaßen angesprochen sind. Im Einzelnen:

Auf Seiten der Polizei scheinen alle Personen, allen voran Ronda und Bürkle, keine Teamplayer zu sein. Im Gegenteil, sie erscheinen mir als zum Teil überzogen dargestellte Einzelgänger. Entsprechend wirr ist das Zusammenspiel der Figuren und Hierarchien, das bis zum Ende nicht wirklich durchdringbar ist. Für niemanden in diesem Apparat konnte ich Sympathie entwickeln.
Auch die „Bösen“ blieben farblos, der Zusammenhang zwischen Täter und Auftraggeber hat mich überhaupt nicht überzeugt, einzig der historische Erzählstrang hat mir wirklich gut gefallen. Nachdenklich hat mich dabei gemacht, wie weit die tatsächlichen Ereignisse und die späteren Interpretationen durch die  Archäologie doch auseinander liegen können.
Äußerlich ist der Roman eine „Mogelpackung“, Cover und Klappentext haben so gut wie gar nichts mit dem Inhalt zu tun, der Prolog verstärkt diesen Eindruck massiv und lässt den Leser mit „angefangenen Gedanken“ zurück. Betonfundamente für Windräder machen aus diesem Buch noch lange keinen Umweltkrimi, wie es wie durch die genannten Punkte angedeutet wird.
Und als letztes habe ich mich bei diesem Buch hinsichtlich einer ganzen Reihe von sprachlichen Nachlässigkeiten bis hin zu einer Reihe von grammatikalischen Fehlern einmal mehr gefragt, was eigentlich die Aufgaben eines Lektorats sind.

Schade. Spannung und erzählerische Ansätze teilweise sehr gut, in der Gesamtheit leider nicht überzeugend und Thema komplett verfehlt.