Rezension

"Tintenherz" von Cornelia Funke

Tintenherz - Cornelia Funke

Tintenherz
von Cornelia Funke

Bewertet mit 3 Sternen

Der Klappentext

In einer stürmischen Nacht taucht ein unheimlicher Gast bei Meggie und ihrem Vater Mo auf. Er warnt Mo vor einem Mann namens Capricorn. Am nächsten Morgen reist Mo überstürzt mit Meggie zu ihrer Tante Elinor. Elinor verfügt über die kostbarste Bibliothek, die Meggie je gesehen hat. Hier versteckt Mo das Buch, um das sich alles dreht. Ein Buch, das Mo vor vielen Jahren zum letzten Mal gelesen hat und das jetzt in den Mittelpunkt eines unglaublichen, magischen und atemberaubenden Abenteuers rückt, eines Abenteuers, in dessen Verlauf Meggie nicht nur das Geheimnis um Zauberzunge und Capricorn löst, sondern auch selbst in große Gefahr gerät.
[ Quelle: Dressler ]

Meine Meinung
Schon vor Jahren hatte ich Tintenherz bereits einmal gelesen, Band 2 liegt hier auch schon bereit (den ich allerdings noch nie gelesen habe). Jetzt dachte ich, es wäre mal Zeit, wieder eine Reihe in Angriff zu nehmen und rasch zu beenden. Leider hatte ich das Buch besser in Erinnerung als es mir jetzt tatsächlich gefallen hat.

Eigentlich ist die Reihe ein Traum für jeden Buchliebhaber, denn Mo hat eine Gabe, nach der sich so mancher die Finger lecken würde. Wenn er laut aus einem Buch vorliest, schlüpfen die Charaktere der Geschichte aus dem Buch hervor. Allerdings hat das Ganze auch einen Nachteil: für jede Person, die das Buch verlässt, muss eine andere ins Buch hinein. Jahrelang dachte die 12-jährige Meggie, ihre Mutter würde in der Weltgeschichte herumreisen, um neue Abenteuer zu bestreiten, bis sie eines Tages von ebendieser Fähigkeit ihres Vaters erfährt. Er erzählt ihr von dem Abend, als er seiner Frau aus "Tintenherz" vorgelesen hat und daraufhin Capricorn und Staubfinger aus dem Buch herauskamen. Und Meggies Mutter war daraufhin verschwunden....

Das Buch beginnt in der Nacht, neun Jahre nachdem die Tintenherz-Charaktere in unsere Welt gelesen wurden, in der Staubfinger plötzlich wieder bei Mo und Meggie wieder vor der Tür steht. Er will Mo warnen, dass Capricorn, der Bösewicht der Geschichte hinter dem Buch her ist, von dem er weiß, dass Mo es immer noch besitzt. Für Meggie, Mo und Staubfinger beginnt eine Flucht, die sie zuerst zu einer Großtante führt, die für ihre Bücher lebt.

Der Verlauf war meiner Meinung nach das größte Problem der Geschichte, denn an manchen Stellen hatte ich schon das Gefühl, als würde sich die Sache ziehen wie Kaugummi. Der ganze Handlungsstrang um die erste Flucht hätte viel kürzer gefasst sein können. Außerdem gab es manche Stellen, an denen ich nicht recht wusste, warum die jetzt notwendig waren, beispielsweise Elinors Besuch auf dem Polizeirevier und ihre Rückkehr in Capricorns Dorf.

Die Charaktere lassen sich eigentlich fast alle in das "Gut-" oder "Böse-Lager" einteilen. Wo ich jetzt bei anderen Büchern die Schwarz-Weiß-Malerei kritisieren würde, passte das aber in Tintenherz ganz wunderbar. Denn die "Bösen" kommen eben aus einem Buch und da sind sie nun mal extrem böse gewesen. Einzig und allein bei Staubfinger hat die Zuordnung von Seite zu Seite gewechselt. Der stand sich nämlich einfach selbst am Nächsten und tat genau das, was für ihn am vorteilhaftesten war. Damit wurde die Story aber auch abwechslungsreicher.

Im Lager der Guten gibt es natürlich Mo, seine Tochter und Elinor. Mit Letzterer wurde ich noch am ehesten warm, da sie einfach ein wenig schrill ist. Menschen sind ihr suspekt. Das einzig Wahre in ihrem Leben sind ihre Bücher, von denen sie tonnenweise hat. Ich mochte sie auf Anhieb, auch wenn sie erst zum Schluss ein wenig Liebenswürdigkeit zeigte. Meggie dagegen war mir einfach zu glatt. Sie ist mir ihren 12 Jahren einfach so dermaßen untypisch dargestellt, dass es mir einfach unglaublich schwer fiel, irgendeinen Zugang zu ihr zu finden. Ich meine, ok... ich hab mit 12 Jahren auch schon viel gelesen, aber sie hat wohl überhaupt keine Sozialkontakte und auch kein Interesse daran. Außerdem ist sie einfach unverschämt tapfer, weiß in ihrem Alter schon mit ihren Ängsten umzugehen und auch sonst konnte ich nichts finden, was zu ihren zarten 12 Jahren gepasst hätte. Und Mo.... naja... für den hab ich gar keine Gefühle entwickelt. Er blieb einfach flach und farblos.

Dafür mochte ich Cornelia Funkes Schreibstil unglaublich gerne. Sie schreibt sehr flüssig und trotz der oben angesprochenen zähen Stellen und der fast 600 Seiten lässt sich das Buch problemlos in zwei Tagen lesen. Durch einen auktorialen Erzähler wird jeder Handlungsstrang bildhaft dargestellt und lässt den Leser komplett ins Geschehen eintauchen.

Sehr schön fand ich dabei die Eröffnung jedes neuen Kapitels. Denn bevor das neue Kapitel beginnt kam immer noch ein Zitat aus einem mehr oder weniger bekannten Buch, das auch immer recht passend zum Inhalt des Darauffolgenden war. Nachdem sich die Geschichte so sehr um Bücher dreht, hat mir das wirklich gut gefallen.

Die Geschichte ist zwar Teil einer Trilogie, doch Tintenherz ist in sich eigentlich abgeschlossen.

Mein Fazit
Tintenherz ist als Auftakt der Tinten-Trilogie etwas durchwachsen. Ganz überzeugen konnte mich das Buch nicht, aber meine Neugierde wird mich dazu antreiben, auch Teil 2 zu lesen. Ich bin nicht mit allen Charakteren warm geworden und auch der Handlungsverlauf war nicht ganz astrein. Trotzdem fand ich die Idee, die dem Buch zugrunde liegt, unglaublich spannend und ich freue mich schon zu sehen, wie Cornelia Funke die Geschichte in Tintenblut weiterspinnen wird.