Rezension

tolle Story, interessante Chraktere

Dark Queen - Kimberly Derting

Dark Queen
von Kimberly Derting

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die 17-jährige Charlaina, genannt Charlie, lebt im Königreich Ludania. Dort herrscht ein Klassensystem vor. Jede Klasse hat ihre eigene Sprache, Ranghöhere dürfen nicht angeschaut werden, wenn sie in der eigenen Klassensprache sprechen, nur wenn die Universalsprache Englaise benutzt wird, ist der Kontakt zwischen den Klassen möglich. Jeder Regelverstoß wird mit dem Tod bestraft. Charlie versucht sich, so gut es geht, in dieses System einzufügen – aber sie hat ein Geheimnis: sie versteht jede Sprache. So muss sie besonders vorsichtig sein, wenn ihr gegenüber jemand die Sprache wechselt, denn niemand darf wissen, dass sie alles versteht. In einem Tanzclub – dem einzigen Ort, an diesem diese strengen Klassenunterschiede vergessen werden – lernt sie Max kennen, der sie sofort fasziniert und unvorsichtig werden lässt. Aber auch Max hütet ein eigenes Geheimnis, dass Charlies Welt auf den Kopf stellt.

Direkt etwas Kritik vorweg: Das geschilderte Klassensystem ist an sich durchaus vorstellbar. Allerdings wirkt das Sprachsystem beim Lesen kaum. Als Leser sieht man nur eine Sprache, auch wenn der Wechsel beschrieben wird. Schön wäre hier vielleicht gewesen, würden sich die einzelnen Sprachen optisch durch unterschiedliche Schriftarten, kursiv-Schreibung etc. Unterscheiden. Ebenso frage ich mich, ob hier in der Übersetzung Feinheiten der einzelnen Sprachen verloren gegangen sein könnten. Denn Englaise klingt für mich nach einer Mischsprache von Englisch und Französisch.

Einige Probleme hatte ich zudem mit der Vorstellung der Lebensumstände und die Einordnung in eine Zeit. Es gibt stillgelegte U-Bahn-Stationen und nur den Privilegierten ist es möglich, Autos zu benutzen. Auch Elektrizität können sich nur die Reichen leisten. Technik ist also durchaus irgendwie vorhanden (gewesen), aber es scheint keine Handys, PCs oder sonstige Kommunikationsmittel zu geben. Demgegenüber stehen die öffentlichen Hinrichtungen auf dem Marktplatz, die in ihrer Ausführung ans Mittelalter erinnern sowie das recht einfache Leben, mit dem Handel auf dem Marktplatz, dass Charlies Schicht zu führen scheint. Es einfach als eine andere Welt zu bezeichnen, ist aber auch nicht möglich, da Kinder nach „alten Städten“ oder Stadtteilen benannt werden, wie Sydney, Brooklyn oder Paris. Einige Anhaltspunkte, an welchem Zeitpunkt sich die Geschichte der Erde in die Verhältnisse des Königreiches wandelte, wären daher schön gewesen.
Da es allerdings weitere Bände geben wird, habe ich die Hoffnung, dass die Antworten hierauf noch folgen werden und nicht das komplette System im ersten Teil beschrieben werden sollte.

Sieht man davon ab, hat mir das Lesen viel Freude bereitet. Der Schreibstil ist sehr angenehm. Da die meiste Zeit aus der Ich-Perspektive von Charlie erzählt wird, ist der Stil sehr jung und man erhält tiefe Einblicke in ihre Gefühle und Gedanken. Gleichzeitig gibt es aber auch immer wieder kurze Abschnitte, in denen auch die Handlungen um die anderen Personen (mit Er-Erzähler) geschildert werden, sodass der Leser überall dabei sein kann und auch nähere Informationen zu Max und der Königin erhält.

Charlie hat mir als Charakter sehr gut gefallen. Zwar macht ihr Geheimnis sie misstrauisch, ängstlich und achtsam aber man sieht auch oft genug ihre andere Seite: ihre bedingungslose Liebe gegenüber ihrer Schwester, ihre fröhliche, oft spaßige Beziehung zu ihren Freunden und ihre verwirrten Gefühle für Max.
Und auch Max habe ich direkt ins Herz geschlossen, was natürlich an Charlies Beschreibungen gelegen haben kann. Aber auch von seinem Wesen war er sehr interessant. Mal verschlossen, mal besorgt, mal geheimnisvoll, mal witzig.
Demgegenüber steht die Königin als die „Böse“, die ihre eigene Tochter tötet, um deren Körper zu übernehmen und länger regieren zu können.

Das Ende empfand ich als sehr passen. Die Handlung an sich wird abgeschlossen und es bleiben kaum offene Fragen. Gleichzeitig gibt es einige Andeutungen, wie die Geschichte weite verlaufen könnte. Ich hatte das Gefühl, auch den Titel „schwarze Seele, schneeweißes Herz“ erst ganz am Ende zu verstehen.

Es hat mir viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Es gab immer wieder sehr spannende Momente, in denen man unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Und durch die Nähe zu Charlie, bedingt durch die Ich-Perspektive, konnte man Tief ins Geschehen eintauchen. Ich hoffe auf eine Fortsetzung - auch wenn diese inzwischen leider schon lange überfällig ist.