Rezension

Träume vergehen, Sehnsüchte währen ewig

Und damit fing es an - Rose Tremain

Und damit fing es an
von Rose Tremain

Bewertet mit 5 Sternen

Anton und Gustav. Gustav und Anton. Gemeinsam erinnern die Namen der beiden Jungen in diesem Roman an ähnliche Duos: Max und Moritz zum Beispiel. Doch ansonsten haben sie mit ihnen wenig gemein, sind die beiden Schweizer Kinder doch ernsthaft und melancholisch. Kein Wunder, zeigt sich an ihrem Beispiel doch, dass auch die Schweiz nicht vom Zweiten Weltkrieg verschont wurde, auch wenn der Krieg sich ein bisschen anders auswirkte. Als Leser lebt man mit den beiden mit, von ihren wirren Träumen und Sehnsüchten mit 5,6 Jahren, bis sie schließlich 60 sind. Die Träume vergehen, doch manche Sehnsüchte währen ewig, wie Rose Tremain hier so gefühlvoll anklingen lässt.
Zu Beginn könnten die Buben nicht unterschiedlicher sein: der eine aus reichem Haushalt, ein bisschen verwöhnt und impulsiv, will Pianist werden, weil seine Eltern es so wollen. Der andere lebt mit seiner verwitweten Mutter in ärmlichen Verhältnissen und will zwar auch deren Ansprüchen genügen, erkennt aber bald, dass er ihr nichts rechtmachen kann. Den Grund, warum es zwischen den beiden so anders läuft an in anderen Familien, erfährt er erst Jahrzehnte später. Dass er, Gustav, auf Anton trifft, rettet ihn über diese schlimme Kindheit hinweg.
Die Autorin beschreibt im Großteil des Buches eine ganz besondere Freundschaft, zwischen Abhängigkeit und Abstoßung, zwischen Missverständnissen und stummem Einverständnis. Vieles, was die Charaktere nicht einmal selbst sicher fühlen, erfährt der Leser zwischen den Zeilen. Dadurch mögen manche Entscheidungen irrational wirken, doch letztendlich ist das nicht mehr wichtig. Dieses Buch zeigt sehr gut auf, dass man zu manchen Zeiten erfolgreich versuchen kann, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, aber dass das Leben insgesamt schon den vorgegebenen Lauf nimmt. Egal wie lange es dauert.