Rezension

Trauerbewältigung und der Umgang mit dem Tod – sehr berührende Momente.

Warum wir noch hier sind -

Warum wir noch hier sind
von Marlen Pelny

Bewertet mit 5 Sternen

Das eher farblich schreiend poppig gestaltete Cover zeigt stilisiert drei nebeneinander stehende Frauen zwischen zwei hohen, schmucklosen  Gebäuden, deren Blick in die Höhe gerichtet ist. Es wirkt insgesamt erfrischend jung und modern – so hätte Etty, das 14-jährige Mordopfer, ihre Beerdigung gewünscht. Der Buchtitel erinnert an die vielen quälenden Augenblicke für die Zurückgebliebenen nach dem sinnlosen, gewaltsamen Tod eines geliebten Menschen. Die Szenerien spielen in Berlin und Halle an der Saale.

Im ersten Erzählstrang geht es um die emotionale Erschütterung der Hinterbliebenen in Berlin, um ihre beste Freundin, die Mutter von Etty. Sie ist total überfordert mit der notwendigen Bürokratie bei einem Todesfall, seelisch erschlagen in enormer Hilflosigkeit an einem Ort, der sich eigentlich für die Erzählerin wie ein Zuhause anfühlte, nun aber zur Gefahrenzone mutiert,

Die zweite Erzählebene spielt in einem Plattenbau von Halle, der Wohnort der geliebten 84-jährigen Großmutter. Die bildhafte Schilderung am Grab des Großvaters, im Restaurant, in der Wohnung im 7. Stock spiegelt ein liebevolles, respektvolles Miteinander wieder. Bei all den fürsorglichen Besuchen der Hauptfigur, ihrer Enkelin, findet sich neben ihrer Liebe auch sehr viel Trost.

Der kraftvolle, klare Sprachstil geht nicht brutal, sondern sehr fein und einfühlsam um mit Emotionen der Trauer, des Verlusts und Trostes. Gleichzeitig lehnt sich die Hauptprotagonistin auf gegen Gewalt gegenüber Frauen.

Ein Lesehighlight!