Rezension

Unerwartete Familiengeheimnisse

Skye -

Skye
von Jani Friese

Bewertet mit 5 Sternen

„...Solltest du eine Krankenschwester sein, Lust auf Abenteuer verspüren und Spaß daran haben, eine lebenslustige Frau älteren Semesters auf ihrer Reise nach Schottland zu begleiten, dann bist du genau die Richtige für mich...“

 

Amelie findet diese Annonce, als sie nach einem anstrengenden Tag im Krankenhaus ihre Post sortiert. Sie entschließt sich anzurufen.

Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Der Schriftstil ist abwechslungsreich und erlaubt einen guten Blick in die Psyche der Protagonisten.

Die Personen werden gut charakterisiert. Im Mittelpunkt steht Amelie. Die junge Frau ist im Waisenhaus groß geworden. Sie hält sich für bindungsunfähig. Wirkliche Zuneigung hat sie das erste Mal erlebt, als sie mit einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus lag. Das hat sie bewogen, Krankenschwester zu werden.

Die 70jährige Ella lebt seit Jahren in guten Verhältnissen in Deutschland. Ihr Bruder Ian ist Laird auf der Insel Skye in Schottland. Er hatte um ihren Besuch gebeten.

Die Reise nach Schottland wird sehr anschaulich beschrieben. Abgeholt werden sie von Finley, einem Angestellten des Laird.

 

„...Die grünen Hügel und Schafweiden zauberten mir ein Lächeln aufs Gesicht. Mehrmals kreuzten die weißen Wollknäuel gemächlich unsere Fahrbahn, sodass der Fahrer abbremsen musste. Die meisten Häuser waren weiß verputzt und aus Natursteinen...“

 

Finley hat eine gewisse Anziehungskraft auf Amelie. Doch ihre erste Begegnung ist spricht eher für Abstand. Natürlich tritt Amelie in das eine oder andere Fettnäpfchen, denn sie wird mit einer Welt konfrontiert, die sie bisher nicht kannte. Hier wird der Unterschied zwischen Herrschaft und Dienerschaft noch gelebt. Außerdem gilt: Andere Länder, andere Sitten.

Bei den Bewohnern ist die Liebe zur Heimat in jeder Zeile spürbar. Finley ist nicht nur Chauffeur, sondern auch Gärtner. Außerdem engagiert er sich zusammen mit dem Jlaird in einem Wiederaufforstungsprojekt. Ein Thema darf natürlich nicht fehlen.

 

„...Whisky ist das Wasser des Lebens, das Gold unseres Landes. In ihm steckt die Seele Schottlands. Die Berge, die Täler, die Weizenfelder und das Bergwasser aus den Highlands...“

 

Die Geschichte enthält viele romantische Szenen, aber auch ernste Momente. Nicht ohne Grund wollte der Laird seine Schwester sehen.

Außerdem gibt es etliche Überraschungen und unerwartete Wendungen. Nicht vergessen möchte ich die Einblicke in die schottische Geschichte und die Sagenwelt. Mit Finley, Ella und Amelie besuche ich bekannte Sehenswürdigkeiten auf Skye und den umliegenden Inseln.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es verfügt über eine innere Spannung, die sich aus den Beziehungen der Protagonisten und den Geheimnissen der Vergangenheit ergibt.