Rezension

Ungewöhnlicher Inselthriller

Stranded - Die Insel -

Stranded - Die Insel
von Sarah Goodwin

Bewertet mit 4.5 Sternen

Vom Titel ausgehend, hatte ich bei diesem Buch andere Erwartungen. „Stranded – Die Insel: Acht Fremde. Ein Mörder. Kein Ausweg.“ Das klingt nach Agatha Christie. Nach Whodunit. Nach einem Killer, den es zu entlarven gilt. Tatsächlich wird uns aber ein aus dem Ruder laufendes Sozialexperiment präsentiert. Ein Mix aus Robinson, Tribute von Panem, Herr der Fliegen und Haushofers Wand.

Als großer Fan von Survivalthrillern hat mich dieses Debüt trotz kleiner Mankos begeistert. Ich möchte daher eine große Empfehlung aussprechen.

Zum Inhalt: Maddy und sieben weitere Teilnehmer*innen – insgesamt vier Frauen, vier Männer – machen bei einer TV-Show unter extremen Bedingungen mit. Ein Jahr lang wollen sie abseits der Zivilisation auf einer schottischen Insel leben.

Beobachtet von Kameras, müssen sie eine Behausung bauen, Nahrung beschaffen, sich den Jahreszeiten anpassen und Konflikte lösen. Letzteres erweist sich schnell als größtest Problem. Zumindest für Maddy, die sich mit Freundschaften schon immer schwergetan hat. Eigentlich hatte Maddy gehofft, mit der Teilnahme an dem Experiment ein Strich unter ihr bisheriges Leben ziehen zu können. Noch einmal neu anfangen, alte Muster durchbrechen. Stattdessen werden die kommenden Monate für sie zum absoluten Horror.

Viel mehr möchte ich nicht verraten. Kritisch betrachtet, bleiben vor allem rund um die TV-Übertragung einige Fragen offen. Ich fand es nicht ganz glaubhaft, dass monatelang kein Mensch auf der Insel vorbeischaut, obwohl es wirklich jede Menge Anlass dazu gegeben hätte.

Auch Feinheiten der Gruppendynamik hätte die Autorin stärker herausarbeiten können. Manche Entwicklungen kamen zu abrupt. Das mag daran liegen, dass wir alles aus Maddys Sicht erleben, der die Interaktion laut eigener Einschätzung nicht gerade leicht fällt. Mir selbst kam Maddy überraschend stark und reflektiert vor, so dass ich mich öfter fragte, was genau eigentlich ihr Problem ist. Bzw. was das Problem der Gruppe mit Maddy ist.

Letztendlich fällt das bei meiner Beurteilung aber kaum ins Gewicht. Menschen sind nicht immer rational, ihr Handeln ist nicht immer nachvollziehbar. Die Spezies Mensch kann grausam und widersprüchlich sein. Eine Wahrheit, die sich in dieser Geschichte wiederfinden lässt.

Fazit: Ein Pageturner mit kleinen Mankos, vor allem die Abwicklung der TV-Show betreffend. Insgesamt aber eine extrem spannende Prämisse.