Rezension

Unruhen in Kopenhagen

Unruhe - Jesper Stein

Unruhe
von Jesper Stein

Kopenhagen 2007 – Unruhen erschüttern die ganze Stadt, Autonome aus ganz Europa haben sich mittlerweile hier versammelt und die Polizei bekommt die Situation kaum noch unter Kontrolle. Als das Jugendzentrum gestürmt wird, kippt die Situation vollständig und die Straßenschlachten gehen in die nächste, brutale Runde. Als Axel Steen, Ermittler im Morddezernat und wohnhaft im Multikultiviertel Nørrebro, von einem Mord ganz in der Nähe erfährt, macht er sich auf den Weg durch das verwüstete Kopenhagen. Als er am Tatort ankommt, ahnt er schnell, dass die Polizei auf einen riesen Eklat zusteuert. Das Opfer ist augenscheinlich ein Autonomer, der zu Tode geprügelt in einem Bereich gefunden wurde, wo zum Tatzeitpunkt ausschließlich die Polizei Zutritt hatte…

Mit Axel Steen reiht sich ein weiterer Protagonist in die skandinavische Gruppe der Mordermittler ein. Wie nicht anders zu erwarten, ist er keineswegs einfach zu handhaben. Bekannt für seine unkonventionelle Herangehensweise, ist er nicht in jeder Ermittlung gerne gesehen. Man hat das Gefühl, die einleitenden Worte seines Chefs beginnen jedes Mal mit einer Ermahnung, dass sich Steen keinesfalls außerhalb der Richtlinien bewegen soll.  Selbstverständlich hat Steen auch private Probleme. Unnahbare Exfrau, eine Tochter, die er viel zu selten sieht und Angst vor dem Herztod. Ich finde den Charakter sehr ausgereift, wenn auch nicht unbedingt sympathisch.

Generell finde ich die Charaktere ganz interessant, aber nicht herausragend in ihrer Beschreibung. Manchmal kamen mir die Motivationen der handelnden Personen auch nicht logisch vor, was aber nicht häufig der Fall war.

Die Handlung hat mich leider überhaupt nicht mitgerissen. Der Spannungsbogen blieb in großen Teilen völlig aus, nur der Schluss war gut umrissen und sorgte dafür, dass ich nun doch endlich wissen wollte, wie die Geschichte aufgelöst wird.

Vielleicht war auch das Thema für mich nicht interessant genug. Dieser Fall von Axel Steen wirkte langatmig und etwas klischeebehaftet bezüglich der Charaktere und ihrer Interaktion. Möglicherweise bin ich mit der Gestalt des widersprüchlichen Ermittlers einfach nicht warm geworden, der eben im Mittelpunkt steht.

Letztendlich würde ich „Unruhe“ nur empfehlen, wenn man es etwas ruhiger mag und den typischen „nur meine Regeln zählen“- Ermittler noch nicht satt hat.