Rezension

Unterhaltsam, Lesenswert, Interessant

Gold und Ehre -

Gold und Ehre
von Sabine Weiss

Bewertet mit 4 Sternen

Der Bau des Hamburger Michels, Niederländische Geschichte im 17. Jahrhundert, eine ungewöhnliche Liebe

In Amsterdam passiert dem jungen Architekten Benjamin ein grober Schnitzer und sein Vater schickt ihn nach Hamburg. Dort angekommen wird Benjamin belogen und betrogen. Er lernt Lucia kennen, die stiehlt, damit ihre Familie überleben kann. Benjamin ist fasziniert von Lucia und von ihrem kreativen Geist, doch sein Vater ruft ihn zurück nach Amsterdam. Wird die Liebe ihren Weg finden?

 

Sabine Weiß hat den historischen Roman “Gold und Ehre” gemeinsam mit dem Verlag lübbe am 26. November 2021 herausgebracht. Das wunderschöne Cover ist passend zur Zeit und zur Geschichte gestaltet. Autorin, Titel und Verlag sind gut lesbar. Zu Beginn finden wir eine hilfreiche Personenliste, in der die historischen Persönlichkeiten gekennzeichnet sind.

 

Die Autorin hat ihre Haupt- und Nebenfiguren sorgfältig ausstaffiert und gut gewählt. Ihre Handlungen sind allesamt nachvollziehbar. Mein Herz schlägt für Benjamin, den jungen Architekten. Er ist herzensgut, verliebt sich in Lucia, ist kreativ und einfallsreich. Manchmal ein wenig naiv, was wohl seinen jungen Jahren und seiner Gutgläubigkeit geschuldet ist. Neben Benjamin hat sich Theo, der Schiffsarzt, in mein Herz geschlichen über den ich gerne mehr gelesen hätte. Er bringt uns die Seefahrt näher. Das fand ich spannend und hätte mir hier mehr Raum für ihn und Yorick gewünscht. Lucia lerne ich als Diebin kennen. Sie hat länger gebraucht, um mich für sich zu begeistern. Sie ist blitzgescheit und sehr mutig. Ihren Mut zieht sie aus einer tiefen Verzweiflung und der Angst um das Überleben ihrer Familie. Ganz langsam und Stück für Stück hat sie sich meine Achtung erworben. Lucia macht viel mit und steht sich mit ihrem impulsiven Verhalten manchmal selbst im Weg. Ich hätte ihr mehr Glück gewünscht. Benjamins Onkel Samuel bringt uns die Politik der damaligen Zeit und ihre gesellschaftlichen Konventionen näher. Diesen Part fand ich ebenfalls sehr lesenswert. Meine anfängliche Sympathie hat er sich leider schnell verspielt. Dieses Buch habe ich in drei Abschnitten gelesen. Der Einstieg über die ersten 50 Seiten ist mir nicht ganz leicht gefallen. Wir starten in Amsterdam und beginnen mit einem geschichtlichen und politischen Teil. Somit ist der Rahmen sauber gesetzt und vielleicht vorhandenes Wissen aufgefrischt. Weiter geht es Benjamin und seiner Familie, mit deren Hilfe uns die Autorin die Architektur der Zeit nahe bringt. Diesen Teil fand ich deutlich fesselnder. Im zweiten Abschnitt passt dann alles. Er war superspannend und ich habe ihn in einem Stück durchgelesen. Er hat sich mit Persönlichkeiten beschäftigt, mit denen ich mich gut identifizieren konnte und die ich mochte. Der 3. Abschnitt kam mir dann etwas gekürzt vor. Wir haben viel über Politik und Geschichte gelesen.Hier hätte ich mir mehr Seiten für die fiktive Geschichte gewünscht.

 

Alles in allem habe ich das Werk als unterhaltsam, interessant und lesenswert empfunden. Positiv hervorzuheben sind die detaillierte Beschreibung der Personen und der Orte. Sabine Weiß unterhält in einem angenehm zu lesenden Schreibstil mit einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte und einem interessanten Einblick in die Architektur und die gesellschaftlichen Konventionen der Zeit. Sie lässt die Niederländische Geschichte im 16. Jahrhundert lebendig werden.