Verlorene Erinnerungen
Bewertet mit 5 Sternen
Nach einem 18 Jahre zurückliegenden traumatischen Vorfall leidet die 47jährige Christine an einer besonderen Form der anterograden Amnesie. Sie kann sich an alles erinnern, was ihr während des Tages passiert. Aber sobald sie tief einschläft, weiß sie am Morgen nicht mehr, wer sie ist, wer ihr Ehemann ist, ob sie Kinder hat. Sie verliert alle ihre Erinnerungen. Auf Anraten ihres Therapeuten beginnt sie akribischTagebuch zu führen, das sie gleich morgens liest. So fügt Christine allmählich die Puzzleteile ihres Lebens ineinander. Wesentliche Fakten hat ihr Ehemann ihr verheimlicht. Warum? Christine deckt schreckliche Erlebnisse aus der Vergangenheit auf …
Wir haben es mit einem von Anfang bis Ende fesselnden Psychothriller zu tun. Das so kenntnisreich bearbeitete Thema der Amnesieerkrankung der Protagonistin wird nicht nur den psychiatrisch interessierten Leser interessieren. Die der Geschichte zugrunde liegende Idee ist faszinierend: Ohne Erinnerungen lassen sich keine Erfahrungen machen, und ohne Erfahrungen ist es unmöglich, Beziehungen zu anderen Personen aufzubauen. Aus der Ich-Perspektive der Protagonistin erzählt, erlebt der Leser hautnah ihr Misstrauen, ihre Verwirrung, ihre Frustration und ist ebenso wie sie hin- und hergerissen, wem sie vertrauen kann und wem nicht. Das Ende ist lange Zeit unvorhersehbar. Schließlich wird alles schlüssig aufgeklärt. Offen bleibt letztendlich nur die Frage, ob sich Christine, wenn sie einen Tag nach der Auflösung des Ganzen aufwacht, an alles wird erinnern können.
Ein bemerkenswerter Debütroman.