Rezension

Viel Gefühl, aber etwas fehlte

Im nächsten Leben vielleicht - Mia Sheridan

Im nächsten Leben vielleicht
von Mia Sheridan

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dennville, der kleine Bergarbeiterort mitten in den Appalachen, war noch nie ein Ort des Reichtums, doch seit dem Unglück in der Grube, bei dem 62 Arbeiter, zum großen Teil Familienväter, ums Leben kamen, herrscht hier bei vielen Menschen regelrechte Armut. Auch die beiden Highschoolschüler Tenleigh und Kyland leben hier und sind betroffen, ihre große Hoffnung liegt auf dem Stipendium, das jedes Jahr aufs Neue an den besten Highschoolabsolventen vergeben wird. Tenleigh lebt gemeinsam mit ihrer psychisch kranken Mutter und der älteren Schwester in einem kleinen Wohnwagen, den Vater hat sie nie kennengelernt. Kyland lebt in einem kleinen, baufälligen Haus, sein Vater und sein älterer Bruder kamen bei dem Grubenunglück um. Eigentlich sind die Beiden Konkurrenten um das Stipendium, doch durch Zufall werden sie Freunde.
Meine Meinung:
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir recht leicht und auch der Schreibstil der Autorin Mia Sheridan hat mir sehr gut gefallen. Sie erzählt mit sehr viel Gefühl und bleibt dabei flüssig und sprachlich verständlich. Auch die Grundstory beginnt zunächst einmal ganz anders, als die typischen Young Adult Romane, denn hier stehen zunächst die Schwierigkeiten des Überlebens in dem kleinen Dorf im Vordergrund. Die Stimmung und auch die Umgebung wurden durch das Erzählte durchaus gut eingefangen und vorstellbar, doch die Liebesgeschichte die sich hier zwischen den Protagonisten entwickelte, war mir dann doch zu schnell zu glatt und zu leicht. Ich hätte mir hier durchaus einen härteren Konkurrenzkampf der Beiden vorstellen können, denn die Lebensumstände, die hier geschildert werden, sind für Beide eher eine Qual. Dementsprechend war mir dann die Lovestory ein wenig zu kitschig und nicht zu hundert Prozent nachvollziehbar und auch die Spannung auf Grund der interessanten Handlung, die mich durch den ersten Teil des Buches fliegen ließ, flachte mir zu sehr ab. Ich hätte mir hier viel mehr gewünscht, mehr über die beiden Charaktere zu erfahren und nicht nur die Lovestory zu verfolgen, die durchaus nett ist, aber auch recht unglaubwürdig erscheint. Ab hier ist es dann doch wieder nur ein typischer Young Adult Roman, wenn auch nicht bei den Schönen und Reichen. Vielleicht ist so eine rosarote Brille des Verliebtseins hilfreich, die Lebensumstände zu vergessen, aber die ganze Entwicklung hätte ich hier nicht ganz so einfach erwartet.

Erzählt wird die Geschichte durch die beiden Protagonisten Tenleigh und Kyland, die in abwechselnden Kapiteln jeweils das Geschehen in der Ich-Form wiedergeben. Zunächst konnte ich mich durchaus gut in die sehr harte Lebensgeschichten der Beiden einfühlen und auch sonst fand ich sie durchaus sympathisch. Doch ich könnte mir vorstellen, dass das Leben mit all den Entbehrungen, dass die Beiden bis dato mitgemacht haben, hier eher härtere Charaktere hervorgebracht hätte. So ist die Liebesgeschichte zwar auch sehr nett, aber auch da lagen meine Erwartungen ein wenig anders. So fehlte mir einfach das Emotionale, das die Autorin in ihrer Sprache durchaus beherrscht, bei der Darstellung ihrer Charaktere. Vielleicht hätte es hier der Geschichte gut getan, wenn mehr Handlung noch dazu gekommen wäre, mehr Zweifel bei den Charakteren, vielleicht gegeneinander oder innere Konflikte. Ich weiß nicht genau was, aber mir fehlte hier einfach etwas, um das Geschehen richtig glaubwürdig werden zu lassen. Letzten Endes sollte hier wohl die Botschaft dahinter stehen, dass man die Hoffnung nie aufgeben sollte, auch wenn es noch so aussichtslos erscheint. Dieses ist zwischendurch schon gelungen, aber halt nicht immer ganz nachvollziehbar in der Umsetzung.
Mein Fazit:
Alles in allem muss ich sagen, dass die Geschichte zwar nett war und auch die Grundgeschichte dahinter aussergewöhnlich oder einfach mal anders, aber zu hundert Prozent konnte es mich nicht überzeugen. Die Autorin verfügt wirklich über einen wundervollen Schreibstil, der Stimmungen und Emotionen hervorragend einfangen kann und sie zeigt auch immer mal wieder etwas über das Leben in Dennville, aber genau aus diesem Grund fand ich die Liebesgeschichte nicht ganz glaubwürdig, so wie sie hier dargestellt wird. So bleibt dieses Buch einfach eine nette Liebesgeschichte für zwischendurch, die sich dank des tollen Stils schnell mal nebenbei lesen läßt.