Rezension

Vielversprechender Auftakt!

Bartimäus 01. Das Amulett von Samarkand - Jonathan Stroud

Bartimäus 01. Das Amulett von Samarkand
von Jonathan Stroud

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Der Autor Jonathan Stroud entführt den Leser in ein fiktives London, das von Zauberern regiert und gelenkt wird. Zauberer sind - im Gegensatz zu den "Gewöhnlichen" - in der Lage, Wesen und Geister aus dem "Anderen Ort" zu beschwören und sich dienstbar zu machen. Somit erhalten sie eine große Macht, die sie u.a. auch dazu einsetzen, sich gegenseitig zu übertrumpfen und auszustechen. Der Junge Nathanael wird nun in die "Lehre" zu einem mürrischen, lieblosen Zauberer geschickt, der ihn für total unbegabt und ungeschickt hält. Nathanael merkt jedoch schnell, dass sein Lehrmeister selbst alles andere als fähig ist, im Gegenteil, als Nathanael in einer Situation von dem mächtigen und arroganten Zauberer Simon Lovelace aufs fieseste gedemütigt wird, greift sein Meister nicht ein, sondern katzbuckelt vor Lovelace und dessen Begleiter. Nathanael verspürt von nun an den einzigen Wunsch, sich an Lovelace und auch seinem Meister zu rächen. Zu diesem Zweck beschwört er den 5000 Jahre alten Dschinn Bartimäsu, einen mit allen Wassern gewaschenen Dämon, dem er befiehlt, das hochmagische Amulett von Samarkand aus dem Beseitz Lovelace' zu stehlen. Doch damit setzt nathanael Dinge in Gang, die ganz schnell außer Kontrolle geraten und eine größere Dimension annehmen, als Nathanael je gedacht hätte ...

Meinung:
Das Buch wird aus zwei Sichtweisen erzählt, einmal aus der von Bartimäus, dem Dschinn (1. Person), und von Nathanael (3. Person), wobei ich sagen muss, dass die Geschichte eindeutig von den Erzählungen von Bartimäus lebt! Diese sind so witzig, spritzig und erfrischend geschrieben, dass ich mehr als einmal lachen musste :-)! Bartimäus hat ein freches Mundwerk und in Fußnoten lässt er gelegentlich trockene, sarkastische Anmerkungen einfließen, die der Erzählung nochmal einen kleinen Kick geben. ich habe von einigen Lesern gehört, dass diese Fußnoten den Lesefluss stören. Das kann ich jedoch nicht bestätigen, man liest sie halt einfach mit und springt danach wieder zum eigentlichen Buchtext.
Die Geschichte wird zügig vorangetrieben, und ich habe mit großer Begeisterung all die Aktionen von und mit Bartimäus verschlungen, so dass ich regelrecht traurig war, wenn die Geschichte wieder aus Nathanaels Sicht erzählt wurde. Denn diese Erzählstränge fand ich etwas, na ja, ich will nicht sagen langweiliger, aber auf keinen Fall so mitreißend wie die von bartimäus. Das mag daran liegen, dass ich mit Nathanael nicht recht warm geworden bin. Man darf ihn sich nicht als zweiten Harry Potter vorstellen (wobei ich DAS wiederum sehr gut finde!). Nathanael kommt relativ unsympathisch rüber, er ist ungeduldig, arrogant und zuweilen regelrecht unfreundlich. Auch er strebt nach Macht und Größe, so dass er sich oft selbstsüchtig verhält. Erst nach und nach, im Zusammenspiel mit Bartimäus, gewinnt der Charakter an Form und Tiefe.
Etwas schade finde ich auch, dass nur sehr wenig über den Weltentwurf offenbart wird. Die Geschichte spielt in London, das von Zauberern beherrscht wird und das sich offenbar im Krieg mit Italien und wohl auch Prag befindet. Daran zeigt sich, dass es nicht unsere Realität sein kann, aber näher erläutert wird dies nicht. Auch gibt es wohl eine Art "Widerstand" der Gewöhnlichen, der mit der Machtverteilung nicht einverstanden ist, jedoch bleibt auch dieser Umstand im Dunkeln. Allerdings muss man sagen, es folgen ja auch noch einige Bände, so dass im weiteren Verlauf vielleicht noch einiges erklärt wird.

Fazit: Ein sehr unterhaltsames, zum Ende hin auch sehr spannendes Buch, das aber hauptsächlich von der Figur des Bartimäus lebt und sich entfaltet. Die Erzählung aus Sicht Nathanaels wirkt demgegenüber etwas blass. Darunter leidet auch ein wenig die Geschichte bzw. die Spannung, wie ich finde. Der Leser darf auch keine Geschichte a la Harry Potter oder Eragon erwarten (Freundschaft zwischen Zauberer und magischem Wesen), was ich jedoch als sehr erfrischend empfand. Die Spannung zwischen den beiden Protagonisten bleibt bestehen. Ich wurde im Großen und Ganzen aber sehr gut unterhalten und freue mich auf die Folgebände!
4 von 5 Sternen