Rezension

Vom Umgang mit Zeit

Zeitfieber - Simon Garfield

Zeitfieber
von Simon Garfield

„Zeit ist das, was man an der Uhr abliest“ hat Albert Einstein einst gesagt. So einfach hat es sich Simon Garfield, der Autor dieses Buches, nicht gemacht. Eigentlich drückt der englische Originaltitel besser als der deutsche aus, was Garfield beabsichtigt: „Timekeepers. How the World became obsessed with Time“. Er will nicht über den Zeitbegriff philosophieren oder ihn erklären, sondern aufzeigen, wie und wann die Uhrzeit uns fest in den Griff bekam und heute unseren Tagesablauf diktiert. Und er stellt sich die Frage: Können wir uns dieser Zeitfalle entziehen?

In seinem offenen journalistischen Stil, mit viel hintergründigem Humor, setzt Garfield an den Anfang seines Buches ein Kapitel über das Zeitalter, in dem Maschinen begannen, das Leben der Menschen zu beschleunigen. Er schildert die Anfänge der Eisenbahn und der Industrialisation, die eine einheitliche Uhrzeit unumgänglich machten, und führt den Leser anschließend in Bereiche wie Politik, Sport, Musik oder Film. Anhand amüsanter Schlüsselszenen, aber auch ernster Beispiele demonstriert er auf geistreiche Weise die Bedeutung von Zeit in diesen Bereichen. Natürlich berichtet er auch über das eigentliche Zeit-Messinstrument, die Uhr, ihre Geschichte, Herstellung, Vermarktung. Doch dabei bleibt er nicht stehen, sondern weitet sein Thema aus, indem er der Frage nachgeht, wie der moderne Mensch mit der Zeit, die ihm zur Verfügung steht,  umgeht. Warum haben viele Leute das Gefühl, dem Tempo unserer Zeit nicht mehr gewachsen zu sein?  Fehlt ihnen ein Ratgeber zur exakten Zeitplanung oder steckt mehr dahinter? Garfield öffnet den Blick für das Dilemma, in einer Zeit-Maschinerie gefangen zu sein und sucht nach Alternativen. Ist „Entschleunigung“ eine Lösung?

„Zeitfieber“ kann ich empfehlen als ein journalistisch aufbereitetes Sachbuch, das auf unterhaltsame Art einen Überblick zum Thema „Zeit“ gibt, aber auch Zweifel und Fragen aufwirft und zum Weiterdenken anregt.