Rezension

Von jetzt auf gleich...

Ein Schnupfen hätte auch gereicht, 6 Audio-CDs - Gaby Köster

Ein Schnupfen hätte auch gereicht, 6 Audio-CDs
von Gaby Köster

Bewertet mit 3 Sternen

Seit Jahren gehört sie zu den bekanntesten und erfolgreichsten Gesichtern der deutschen Comedy-Szene. Aber auf dem Höhepunkt ihrer Karriere passiert das, womit keiner rechnet: Gaby Köster erleidet einen schweren Schlaganfall. Ihre bewegende Geschichte ist die einer Ausnahme-Künstlerin und einer starken Frau, die trotz ihres schweren Schicksals nicht aufgibt und ihre neue Chance im Leben nutzt. Ein Buch, das einen berührt, immer wieder zum Lachen bringt und gerade deshalb so viel Mut macht!

Ob man die Sendung nun mochte oder nicht - "Ritas Welt" war in der TV-Comedy-Landschaft sehr bekannt. Als Gaby Köster plötzlich einen Schlaganfall erlitt und daran fast gestorben wäre, war es schlagartig stil um die bekannte Ulknudel, drei Jahre lang. Doch dann wie beim Phönix aus der Asche gab es wieder Lebenszeichen von ihr - und dieses (Hör-)Buch...
Eigentlich hat es mich nicht besonders gereizt, mich damit zu beschäftigen, doch vor kurzem konnte ich es günstig erstehen, und so entschied ich mich doch dazu, es zu hören. Allerdings mit gemischten Gefühlen.

Eine Krankheit vermarkten? Bekanntbleiben um jeden Preis? Den Voyeurismus bedienen? Welche Seite ihrer Persönlichkeit würde Gaby Köster hier präsentieren?
Nun, eins ist es in jedem Fall: schonungslos ehrlich. Dabei erzählt Gaby Köster beileibe nicht nur von dem Schlaganfall und den (Spät-)Folgen, unter denen sie bis heute zu leiden hat. Sie erzählt auch von wichtigen Ereignissen und Entwicklungen in ihrem Leben und von wichtigen Menschen darin. Nach ihrem Schlaganfall trennte sich - wie nach derartigen Katastrophen üblich - die Spreu vom Weizen, aber die Menschen (Freunde, Familie), die jetzt noch zu ihr stehen, sind aus Gaby Kösters Leben nicht mehr wegzudenken. Sie sind der Anker in einem aus dem Ruder gelaufenen und vom Kurs abgekommenen Leben, das sie sich einerseits zwar allmählich zurückerobert, das sie andererseits aber auch unglaublich viel Kraft kostet und sie immer wieder auch in tiefe Krisen stürzt. Dabei geraten diese Passagen im Hörbuch nicht triefend vor Selbstmitleid, sondern sind wie fast alles andere auch immer wieder auch durchsetzt vom typischen Humor der Kölner Ulknudel. Auch hinter die Kulissen der bekannten Produktionen darf der Leser/Hörer mit Gaby Kösters Hilfe einen Blick werfen - und erkennen, was er immer schon vermutet hat: auch da ist nicht alles Gold was glänzt...

Womit wir zu dem kommen, was mir an dem (Hör-)Buch bei allem Respekt vor Gaby Köster und ihrem Schicksal nicht gefallen hat: dem Abrechnungs-Modus. So voll des Lobes und des Dankes wie sich die Autorin vielen Menschen in ihrem engeren Umfeld gegenüber zeigt, so gnadenlos und unverblümt rechnet sie mit denen ab, die ihr beruflich oder privat das Leben schwer gemacht haben. Das fand ich auf Dauer ermüdend und überzogen, vor allem als die Presse ständig ihr Fett abbekam. Zugegeben, die Regenbogenpresse ist verlogen und geht über Leichen, aber leben nicht gerade solche Stars wie Gaby Köster von der Präsentation in diesen Blättern, solange sie bekannt und berühmt sind?
Gerade als es mir wirklich zu viel wurde mit dem Schimpfen über diese Presseartikel und das Verhalten der Journalisten, gab Gaby Köster in einem Nebensatz zu, wie dünnhäutig sie seit dem Schlaganfall geworden ist - und mein ganzer Unmut fiel in diesem Moment in sich zusammen. Die Ehrlichkeit imponierte auch hier...

Neben dem Abrechnungs-Modus waren es v.a. zahlreiche Wiederholungen, die mich störten sowie die Tatsache, dass die Schluss-Stunde des gerade mal 6 Std. 50 Minuten langen Hörbuchs gar nicht von Gaby Köster selbst stammt und gelesen wird, sondern vom Co-Autor und Freund Till Hohender, der die Ereignisse um den Schlaganfall aus seiner Sicht schildert.

Ein Hörbuch, das mich nicht durch Inhalt und Präsentation beeindruckt hat, sondern v.a. durch die Ehrlichkeit und den Humor, der Gaby Köster trotz allem nicht verlassen hat. Respekt dafür und der Autorin alles Gute!

© Parden