Rezension

Was für eine überragende Sprache!

Serienunikat
von Chantal-Fleur Sandjon

Bewertet mit 4 Sternen

Chantal- Fleur Sandjon ist Spoken Word Künstlerin, Ernährungswissenschaftlerin und eine echte Kosmopolitin, die schon in zahlreichen Orten auf der Welt gelebt hat.

Nun hat sie ihr erstes Buch geschrieben: Serienunikat.

Vorab: Der Titel ist wirklich grandios. Ich war schon von dem Titel alleine total begeistert, die Leseprobe hat mich dann aber wirklich umgehauen und so konnte ich gar nicht anders, als dieses Buch zu lesen.

Der Inhalt passt perfekt zu mir: Junge Studentin sucht ihr Glück fernab der Heimatstadt. Vom beschaulichen Nussloch ins aufregende Berlin, das ist der Weg der 20-jährigen Protagonistin Ann- Sophie. Zu Hause wird sie erdrückt, von ihren Eltern, deren Vorstellungen von einer Zukunft und ihrem Freund. In Berlin findet sie schnell Anschluss, gründet eine WG mit Zufallsbekanntschaften und beginnt „flügge“ zu werden.

Doch schnell wird klar: So einfach ist das Erwachsenwerden gar nicht. Und so warten einige Erkenntnisse, harte Nächte und wichtige Entscheidungen auf Ann- Sophie.

Die ersten 150 Seiten haben mich geradezu geflashed. Ich habe mich gefühlt, als würde die Autorin mich kennen, sie hat die Gefühle, die Gedanken, die man in einer neuen Stadt hegt, so genau beschrieben und so schön beschrieben, dass man richtig sentimental werden konnte. Jeder, der schon mal auf der Suche nach dem eigenen Zuhause war, kann nachvollziehen, wie Ann- Sophie sich auf den ersten 150 Seiten fühlte. Aber ich habe es noch nie jemanden in so wunderbaren Worten schreiben sehen wie Chantal- Fleur Sandjon.

Irgendwann war ich so weit, dass ich mir mit Bleistift einzelne Sätze unterstrichen habe, weil sie so simpel und so wundervoll waren oder so einzigartige Metaphern enthielten, die aber genau den Punkt getroffen haben. Ich war absolut begeistert von diesem Buch.

Nun, aber leider hat das Buch über 300 und keine 150 Seiten und nach diesen ging es bergab. Das Ganze verkam zu einem ziemlich klischeehaften Drogen- und Partyexzess, den ich teilweise überblättern musste, weil ich ihn so uninteressant und eklig fand.

Und dann auf einmal – wieder ein Bruch. Auf einmal war die Sprache wieder da, die Gefühle, die Gedanken. Auf einmal war Ann- Sophie wieder normal. Das war zwar schön, aber nicht immer plausibel. Es wirkte eher so, als hätte das Buch dann schnell beendet werden sollen.

Der Schluss war aber nochmal sehr schön, ein bisschen vorhersehbar, aber schön. So wie man sich und der Protagonistin das wünscht.

Daher fällt mein Fazit zu dem Buch sehr zwiegespalten aus. Denn die Frage ist, in wie weit diese grandiosen 150 Seiten die schwachen 100 Seiten ausgleichen. Und ob es reicht, eine wunderbare Sprache zu haben, wenn die wunderbare Geschichte, die man erzählen könnte, deutliche Schwächen hat.

Ich vergebe trotzdem noch 4 von 5 Fräulein, weil es ein Debütroman ist und dieser Schwächen haben darf.

Und wenn im nächsten Buch die Klischees rausgelassen werden, dann bekommt das 5 Fräulein. Einfach, weil es kaum noch wahre Poeten gibt, die Romane schreiben. Und Chantal- Fleur Sandjon definitiv eine ist.

„Serienunikat“ erscheint übrigens am 10. März 2014.