Rezension

Wirklich toller Reihenauftak

Glasseelen
von Tanja Meurer

Bewertet mit 4 Sternen

Wo soll ich beginnen? Vielleicht mit dem wirklich rasanten und atemlosen Auftakt, der Verfolgungsjagd in die Tiefen Berlins hin zum wunderbaren Ancienne Cologne. Die Autorin hat es recht schnell geschafft, mich mit ihrer Geschichte in den Bann zu ziehen. Ausdrucksstark baut sie mit nur wenigen Seiten Spannung auf und fesselt einen. Doch insbesondere die Atmosphäre Ancienne Colognes hat mich dann vom Setting der Geschichte vollkommen überzeugt. Tanja Meurer hat eine wirklich fabelhafte Unterwelt entwickelt, die auch noch logisch und funktionstüchtig ist. Da ich die Idee von Unterwelten dieser Art recht faszinierend finde, hat mir das Setting sehr gut gefallen.

Aber was mir auch wirklich sehr zugesagt hat, ist die Geschichte 'Der Sandmann' von E.T.A. Hoffmann, welche in Glasseelen integriert wurde. Tanja Meurer hat das Original wirklich sehr eng mit ihrer Geschichte rund um Camilla eingewoben, ohne diese zu... 'verschandeln'. Dabei hat sie diese stattdessen noch weiter entwickelt und daraus ein faszinierendes Mystery-Abenteuer in unserer Zeit geschaffen.

Die Charaktere wirkten alle sehr authentisch, insbesondere Camilla mit ihrer harten Schale und dem doch weichen Kern. Auch die Tatsache, dass ihre Trauer um die ermordete Freundin sehr kurz kam, passt eigentlich zu ihr.
Insbesondere hat es mir hier jedoch Chris angetan: Er ist für mich eine Art Teddybär, anders kann ich es nicht sagen. Ich habe sofort Sympathie für ihn empfunden und das bleibt durchweg so. Ein wundervoller Charakter, wirklich.
Doch auch die restlichen Charaktere, angefangen mit Amadeo bis hin zum Sandmann, sind sehr vielfältig gestaltet worden.

Der Schreibstil ist sehr detailreich, wer also gerne Raum für die eigene Fantasie und Vorstellung hat, wird den Stil also vielleicht nicht unbedingt wertschätzen.
Ich persönlich habe einige Sätze und Wendungen als nicht ganz flüssig empfunden. Manchmal bin ich einfach etwas hängen geblieben, was den Lesefluss jedoch nur minimal gestört hat. Anders ging es mir bei den Szenen, die sich mit dem Fandom Anime/Manga beschäftigt hat. Ich selbst bin zwar Fan davon, doch das ändert nichts daran, dass es hier (zumindest der spätere Teil im Zusammenhang mit dem Kommissar) keine Rolle für die Entwicklung des Inhalts gespielt hat. Dies war jedoch das einzig größere Manko für mich.

Fazit

Ein wirklich toller Auftakt der Reihe und das Ende macht richtig Lust darauf, den zweiten Band zu lesen. Tanja Meurer entführt den Leser eine fantastische Unterwelt Berlins und lässt den Sandmann zur Wirklichkeit werden. Ein toller Mystery-Thriller.