Rezension

Wunderbar erzählter historischer Roman mit leiser Melancholie, aber auch Leidenschaft

Die zwei Leben der Florence Grace - Tracy Rees

Die zwei Leben der Florence Grace
von Tracy Rees

Bewertet mit 5 Sternen

Florence Grace ist eine mehr als gebührende Nachfolgerin für Amy Snow! Ich finde diesen Roman sogar noch besser als das erste Buch der Autorin – und auch das hatte mich schon gefesselt. Aber Florence ist eine tolle junge Frau, die sämtlichen Widerständen zum Trotz ihren Weg geht. Und ich habe sie gern dabei begleitet, mitunter auch gewünscht ich könnte ihr beistehen in den schwierigen Zeiten, die sie durchmachen muss, bis sie ganz zu sich selbst findet. Aber Florence beweist Tatkraft und Leidenschaft, die man als Leser gern mit ihr teilt.

Wir lernen Florence als Florrie Buckley kennen, in ihrem ersten Leben – als wildes Kind der Moore in Cornwall. Nach dem Tod ihrer engsten Familienmitglieder nehmen entfernte Verwandte sie in London auf – Florence wusste nicht, dass ihre Mutter in Wahrheit eine verstoßene Frau aus sehr guten Verhältnissen war. Dies ist der Beginn ihres zweiten Lebens. Doch die neue Familie begegnet ihr zum größten Teil mit Misstrauen, teilweise sogar Verachtung. Florrie geht durch harte Zeiten, in der ihr nur ihre beiden Cousins Sanderson und Turlington zur Seite stehen. Aber nach und nach wird aus ihr Florence. Florence Grace. Trotzdem hinterfragt sie, ob dieser Weg tatsächlich IHR Weg sein sollte und trifft einige unkonventionelle und moderne Entscheidungen - ein Wagnis in der viktorianischen Zeit.

Schon bei ihrem Erstlingswerk „Die Reise der Amy Snow“ habe ich den Schreibstil von Tracy Rees bewundert, aber in diesem zweiten Buch scheint sie ihn noch zu vervollkommnen. Der Autorin ist etwas Wundervolles gegeben: die Geschichte in genau den richtigen Worten zu erzählen. Der Stil passt zum historischen Gesamtbild, aber gleichzeitig können wir „modernen Leser“ etwas damit anfangen. Die Bilder, die Tracy Rees erweckt, sind zum Teil poetisch („Diesem Ort wohnte ein tiefer Ernst inne“), zum Teil aber auch erstaunlich realistisch.

Florence auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben und ihrem Weg zu sich selbst zu begleiten war für mich ein echtes Lesevergnügen!