Rezension

Wunderbar geschriebenes Debüt, etwas vorhersehbar und dennoch ein überraschendes Ende!

Denn wir waren Schwestern
von Carrie La Seur

Alma Terrebonne lebt als erfolgreiche Anwältin in Seattle. Als ihre Schwester Vicky unter mysteriösen Umständen stirbt, kehrt sie in ihre alte Heimatstadt Billings, Montana zurück. Dort trifft sie Verwandte, Nachbarn und ihre Jugendliebe Chance wieder. Die Aufklärung der Todesursache von Vicky und ihr Pflichtgefühl für ihre Nichte Brittany bringen sie dazu, sich mit ihrer Heimat und den Problemen ihrer Familie auseinanderzusetzen. Auch ihr eigenes arbeitsreiches, aber komfortables Leben in Seattle wird nun von ihr in Frage gestellt, denn mit Montana fühlt sie sich noch immer heimatlich verbunden. Der landschaftlichen Schönheit mit weiten Ebenen und schneebedeckten Bergen kann sie sich kaum wieder entziehen.

Dabei gelingt es der Autorin vor dem Hintergrund der Schönheiten der Landschaft Montanas im eiskalten Winter eine ganz besondere Atmosphäre zu erschaffen. Man sieht die endlosen Rinderweiden und die fernen Berge deutlich vor sich, aber auch die naturzerstörenden Abraumhalden der Kohleförderung.
Die ländlichen Farmhäuser sind heimelig, rustikal und trotzen den Witterungsbedingungen dieser rauen Gegend im Winter. Hier verlebten Alma und Vicky eine schöne Kindheit, die dann mit dem tödlichen Autounfall ihrer Eltern jäh endete. Danach gibt es immer mehr Probleme, die die Familienmitglieder in ein Netz aus Lügen und Intrigen verstricken.
Die Klärung dieser Geheimnisse geschieht durch ein raffiniert gestaltetes Aufdecken verschiedenster Puzzleteilchen.  

Der Schreibstil hat mich wirklich beeindruckt. Carrie La Seur drückt gekonnt gefühlvoll verschiedenste Stimmungen und Landschaftsbeschreibungen, Gefühle und Gedanken aus.

Die Charaktere sind detailliert angelegt, die Schwierigkeiten und typischen Besonderheiten der Personen werden deutlich dargestellt.

Hier im konservativen Montana gelten noch andere althergebrachte Gesetze. Die Haushalte verfügen über Waffen, Homosexualität ist immer noch nicht anerkannt und Abtreibungen werden aus christlich ethischen Grundsätzen angeprangert.
Doch dieser Roman ist nicht gesellschaftskritisch, die herrschenden Zustände werden lediglich dargestellt. Hier hätte ich mir mehr Initiative von der Autorin gewünscht.  

Dieser Roman wirkt durch die menschlichen Schicksale sehr unterhaltsam, er ist zwar etwas vorhersehbar, doch das überraschende Ende bringt erneut Spannung, Tragik und Emotionen in die Handlung, die wieder alles aufwerten. Ein interessantes Buch von einer Autorin, die sicher noch von sich Reden machen wird.
4 von 5 Sternen!