Rezension

Wunderbare Kurzgeschichten

Die Wahrheit über das Lügen
von Benedict Wells

Bewertet mit 5 Sternen

Die Kurzgeschichte ist ja bekanntlich die Königsdisziplin der Literatur und Alice Munro bekam vor einigen Jahren für ihre Kurzgeschichten den Literaturnobelpreis. Es ist große Kunst, wenn ein Schiftsteller einen ganzen Kosmos in einer so komprimierten Form auf das Papier bringen kann und sich vor dem Leser eine große Geschichte entwickelt.

Nun gibt es auch von Benedict Wells einen Kurzgeschichtenband, der zehn Geschichten aus zehn Jahren enthält, darunter zwei, die mit seinem Bestseller "Vom Ende der Einsamkeit" in Verbindung stehen, aber unabhängig davon zu lesen sind.

Eigentlich ist es keine Überraschung: Benedict Wells kann auch Kurzgeschichten schreiben. Sie sind vielseitig und vielschichtig. Traurige Geschichten wie "Die Wanderung" über ein verpasstes Leben, biografische Erinnerungen an "Das Grundschulheim" oder skurrile Erlebnisse wie "Ping Pong" lesen sich zwar leicht, aber sie hinterlassen großen Eindruck. Besonders die Geschichte "Das Franchise" hat mich mit ihrer auf die Spitze getriebenen Absurdität beeindruckt.

Wells' Themen sind immer wieder Einsamkeit, Sprachlosigkeit und die entscheidenden Momente im Leben, die nicht wiederkommen.

Es erstaunt mich immer wieder, mit welcher Sprachmacht dieser junge Schriftsteller seine Bücher zu Papier bringt. Er ist schon lange kein "Talent" mehr, sondern ein reifer Autor, von dem noch viel zu erwarten ist.

Deshalb bekommt er auch von mir fünf Sterne!

Kommentare

Naibenak kommentierte am 12. September 2018 um 09:24

Tolle Rezi! ♥ Bin auch ein Wells-Fan und werde mir diese Kurzgeschichten auf jeden Fall auch noch zulegen :) Danke dir!!!