Rezension

Wunderschöne Liebesgeschichte, spannendes Familiengeheimnis und viel Tee…

Der Duft der Kirschblüten -

Der Duft der Kirschblüten
von Rosalie Schmidt

Bewertet mit 5 Sternen

Wunderschöne Liebesgeschichte, spannendes Familiengeheimnis und viel Tee…

Das Cover dieses Buches ist ein Traum und hat sofort meinen Blick auf sich gezogen. Es passt super zu dieser Geschichte und zeigt auch ein wenig die vorherrschende Stimmung, also die, in der Clara sich wohlfühlt. 

Die 24-jährige Clara Winterfeld geht völlig auf im Teegeschäft ihrer Familie. Sie liebt Tee-Verkostungen und probiert sehr gern neue Sorten aus. So auch den neuen grünen Tee, den ihnen ihr Lieferant aus Hamburg vorstellt. Ganz besonders interessant findet sie jedoch Herrn Akeno, der den Lieferanten begleitet. Beide scheinen sofort zu spüren, dass zwischen ihnen etwas Besonderes ist, doch Herr Akeno ist aus Japan und Clara aus Berlin. Das kann doch nicht klappen, oder?

Wohl eher nicht. Claras Träume und Wünsche enden abrupt als ihr im Grunde nichts anderes übrig bleibt, als ihren Freund aus Kindheitstagen Franz Casper zu heiraten. Zwar kann sie so ein sorgenfreies Leben führen, doch leider empfindet sie so rein gar nichts für ihn. Doch ist das nicht das Schlimmste. Ihr Franz von früher hat sich völlig verändert und macht Clara das Leben zur Hölle. Dabei gibt Clara nie auf, sondern versucht immer wieder das Gute in ihm zu sehen und ihm auch immer wieder eine Chance zu geben. Für Franz ist das aber selbstverständlich und er müht sich rein gar nicht. Clara träumt weiter ihren großen Traum und nach und nach wird ihr klar, was sie wirklich möchte. Sie wächst an ihren Herausforderungen und zieht Konsequenzen. Sie ist in allem so sympathisch und so authentisch. Das hat mich echt umgehauen. Ich fand Clara durch und durch gelungen. Trotz der schwierigen Stellung der Frau in der vorherrschenden Zeit ist sie selbstbewusst und nimmt ihr Leben/ihr Glück selbst in die Hand und lässt sich auch nicht wirklich was vorschreiben. Und sie ist so ein Herzensmensch. Sie möchte für alle nur das Beste, auch wenn das manchmal erst auf den zweiten Blick klar wird. Eine ganz tolle Entwicklung.

Franz mochte ich überhaupt nicht. Für mich gab es keinen einzigen Moment, in dem er auch nur annähernd sympathisch rüberkam. Er ist ein Despot und ja, er ist eigentlich immer wie ein großes bockiges Kind, das unbedingt seinen Willen bekommen möchte. Und so geht er wie „die Axt im Walde“ durchs Leben. Schwierig wird es nur, wenn jemand nicht so agiert, wie er es gern möchte, denn öffnen sich neue, ungeahnte Tiefen.

Herrn Akeno mochte ich dafür auch gleich von Anfang an. Zwischen ihm und Clara scheint es Liebe auf den ersten Blick gewesen zu sein. Vielleicht hätte ich mir dafür noch ein oder zwei Szenen mehr gewünscht, denn es ging für die vorherrschende Zeit schon recht schnell. Herr Akeno ist sehr sympathisch, höflich, charmant und weiß sich zu benehmen. Er wählt seine Worte mit Bedacht. Umso glaubhafter hat es ihn dann als Figur gemacht, dass er sich doch für einen Moment nicht unter Kontrolle hatte. 

Auch alle anderen Figuren haben mir super gefallen. Jede Figur ist einzigartig, hat ein eigenes Ziel und eine eigene Motivation. Und sie sind dabei so besonders, dass ich mich an sie erinnern werde können, weil sie einfach so authentisch und anders sind. Ein wahnsinnig gutes Figurenensemble! Ich bin total begeistert.

Die Handlung war auch ganz nach meinem Geschmack. Es wurde eine ansteigende Spannungskurve mit vielen kleineren und größeren Konflikten entwickelt und ich habe das Buch fast in einem Rutsch gelesen. Ich fand es durchweg spannend und interessant und habe auch keinerlei Längen empfunden. Die Themen wurden für meinen Geschmack hervorragend bearbeitet, wobei mir insbesondere die Darstellung von Augusts „Krankheit“ bzw. die Entwicklung derer ganz besonders gut gefallen hat. Gleiches gilt für Wilhelm Winterfeld. Und auch Adeles Geheimnis ist einfach perfekt eingeführt und später aufgelöst worden. Dabei hilft immens der Umgang in der Familie miteinander und auch der Zusammenhalt, der seinesgleichen sucht, zu dem aber natürlich auch Auseinandersetzungen und Missverständnisse in der Familie gehören. Genau das macht aber eben die Authentizität dieser Geschichte aus. Und so hat mir das Ende dann auch ganz hervorragend gefallen, auch wenn es im Grunde ein Cliffhanger für den Folgeband ist, den ich jetzt gar nicht mehr erwarten kann.

Der Schreibstil ist wunderbar und einzigartig. Alles liest sich sehr flüssig und harmonisch. Ich habe für mich durch den Ausdruck auch Stimmungen der Figuren spüren können. Das war grandios. Sprachlich passt es sowohl in das Genre als auch zu dieser Geschichte. Die Dialoge sind unterhaltsam und echt. Jede Figur ist an ihrem Ausdruck zu erkennen. Die Beschreibungen der Settings und die atmosphärischen Beschreibungen haben die gesamte Zeit einen Film vor meinem inneren Auge ablaufen lassen und ich habe mich gefühlt, als wäre ich dabei. Sowas erlebe ich nur sehr selten. Und auch die Darstellung der emotionalen Ebene war für mich großartig. Ich konnte mich in die Figuren hineinversetzen, sie nachvollziehen und mit ihnen mitfühlen. Ein wundervolles Leseerlebnis. 

Von mir erhält dieses Buch eine ganz klare Kaufempfehlung (5/5 Sterne), weil Clara und auch die anderen Figuren einzigartig sind, weil die Geschichte durchweg spannend und interessant ist und weil dieser Schreibstil etwas ganz Besonderes ist und mich in seinen Bann gezogen hat. Kritikpunkte habe ich keine. Ach doch… leider muss ich jetzt noch einige Zeit auf den Folgeband warten :)

Vielen Dank an Rosalie Schmidt und den dtv Verlag für diese Geschichte.